Wie ist die Rolle der Wissenschaft als Impulsgeberin für innovative Transformationsprozesse? Rund um dieses Thema wurde beim DHBW-Forschungstag in Mannheim ausgiebig nachgedacht und diskutiert. Im Fokus standen dabei aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie die digitale Transformation, künstliche Intelligenz, soziale und ökonomische Veränderungen, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Internationalisierung.
Für das kommende Jahr 2026 steht bereits ein DHBW-Forschungstag fest: Am 9. Juli 2026 wird die Veranstaltung an der DHBW Villingen-Schwenningen ausgerichtet. Der thematische Überbau lautet dann: „Crossing Lines – Connecting Minds. Interdisziplinäre Forschung an der DHBW vereint.“ Bei einer symbolischen Staffelübergabe in Mannheim nahm Prof. Dr. Steffen Arnold, Prorektor für Forschung der DHBW Villingen-Schwenningen, die Plakette des Forschungstages entgegen.
Auch in Mannheim beteiligten sich bereits zahlreiche Lehrende der DHBW VS an den Workshops und Veranstaltungen des Forschungstages.
Soziale Innovationen im Fokus
Beim Pre-Event des Forschungstages stand die Frage im Mittelpunkt, welchen Nutzen die DHBW davon hat, „Soziale Innovationen“ als Forschungsthema neu in den Fokus zu rücken. Die Antworten waren differenziert bis engagiert, die Tendenz jedoch eindeutig: „Soziale Innovationen sind ein gesellschaftlich sehr relevantes Thema zur Sicherung des gesellschaftlichen Friedens“, so Prof. Dr. Hartmut Kopf, der einen Workshop zum Thema leitete. Für Studierende aller Studienrichtungen der DHBW sind sozial impact-orientierte, interdisziplinäre Ansätze zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik sehr attraktiv – sie fördern die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen: "Doing good by doing well." Fazit der Teilnehmenden: Soziale Innovationen (SI) sollten zukünftig stärker in den Fokus auch klassischer Studiengänge der DHBW rücken – ergänzend zu technischen Innovationen.

In der Session „Soziale Transformation“ stellte Prof. Dr. Barbara Schramkowski Ergebnisse ihrer Studie „Leuchttürme ökologischer Nachhaltigkeit im Sozialsektor“ vor. Sie hatte 16 Einrichtungs- und Fachbereichsleitungen aus neun Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe interviewt. Ziel war es, Best Practices zu Umwelt- und Klimaschutz zu sammeln und daraus konkrete Transformationspfade für das Handlungsfeld abzuleiten. Deutlich wurde: Klimaschutz bedeutet keineswegs Verzicht – vielmehr verbessert er die Lebens- und Arbeitsqualität. Beispiele sind entsiegelte, nun biodivers begrünte Flächen, gesünderes Essen, niedrigere Energiekosten durch Photovoltaikanlagen und ein Gesundheitskonzept für Hitzetage. Entscheidender Erfolgsfaktor ist die Fähigkeit von Leitungs- und Fachkräften, transformativ zu denken und „einfach mal zu machen“.
In einem weiteren Vortragsblock zum Thema Nachhaltigkeit referierten Prof. Dr. Patrik Buchmüller und Prof. Anna-Lena Kotzur (ESB Business School) über ihre Forschung und Lehre zum ESG-Risikomanagement sowie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Banken. Der Vortrag behandelte unter anderem Neuerungen gemäß der CSRD im Rahmen der „Omnibus-Initiative“ sowie regulatorische Anpassungen, die ab 2026 alle Banken in Deutschland betreffen werden.
Das Potenzial von Künstlicher Intelligenz
Ein Vortrag von Chrysanthi Melanou, Prof. Dr. Jens Heiling und Prof. Dr. Wolfgang Habla thematisierte das Potenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Transformation wissenschaftlichen Arbeitens – insbesondere im dualen wirtschaftswissenschaftlichen Studium. KI-Tools wie ChatGPT ermöglichen eine effizientere Literaturrecherche, das Überwinden sprachlicher Barrieren und das schnelle Einarbeiten in neue Themengebiete – ein klarer Vorteil im engen Zeitrahmen dualer Studiengänge. Methodisch unterstützt KI sowohl quantitative als auch qualitative Forschung, etwa bei Analysen, Transkriptionen oder Codierungen. Darüber hinaus eröffnet sie ein neues Forschungsfeld: die Analyse wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Auswirkungen von KI – etwa in Bezug auf Bilanzierung, Produktivität oder Arbeitsmarktveränderungen. Studierende können eigene Forschungsprojekte zu KI durchführen, etwa zu deren Antwortverhalten. Insgesamt wurde KI als Chance gesehen, Forschung innovativer, interdisziplinärer und praxisnäher zu gestalten. Der Vortrag gab wichtige Impulse für die Integration von KI in Lehre und Forschung.
Prof. Dr. Wolfgang Habla stellte eine Studie vor, an der er mitgearbeitet hat. Untersucht wurde, wie private Heimladestationen die Nutzung von Plug-in-Hybriden (PHEVs) im elektrischen Modus fördern und dadurch CO₂-Emissionen senken. In einem deutschen Großunternehmen stieg durch Heimladestationen der Stromverbrauch der PHEVs, während Kraftstoffverbrauch und Emissionen deutlich sanken. Gleichzeitig erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzende beim Fahrzeugwechsel auf ein vollelektrisches Fahrzeug (BEV) umsteigen. Die Maßnahme erwies sich sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich als sinnvoll, da sich die Investitionen innerhalb von acht bis 16 Jahren amortisieren. Heimladestationen sind somit ein zentraler Hebel für nachhaltige Mobilität und das Erreichen von Klimazielen.