Hochschulkommunikation

Aktuelle News

DHBW-Studierende und Bürger erkunden St. Georgen

Wie nehmen Bürger:innen den Sozialraum St. Georgen wahr? Welche Orte sind besonders bedeutsam? Wo gibt es Barrieren – und wo Möglichkeiten zur Mitgestaltung? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt eines besonderen Forschungsprojekts, das gemeinsam von Bürger:innen und Studierenden durchgeführt wurde.
Das Projekt der partizipativen Sozialraumbegehung mit Bürger:innen aus St. Georgen wurde im Zuge des vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) geförderten Projekts Neue Bausteine – Sozialraumorientierung in der Eingliederungshilfe (Leitung: Prof.in Dr.in Anja Teubert, DHBW Stuttgart) durchgeführt. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Studiengangs Soziale Arbeit der DHBW am Standort Villingen-Schwenningen angeboten.

Ausgangspunkt ist die Modelleinrichtung Roter Löwe. Das ehemalige St. Georgener Traditionsgasthaus wird heute als Bürgerzentrum genutzt. Dort fand der erste Projekt-Workshop unter der Leitung der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Milena Buhl, M.A. (DHBW Stuttgart), und Prof. Dr. Frank Francesco Birk (DHBW Villingen-Schwenningen) statt. Die Materialien, die während der Workshops genutzt wurden, sind in Leichter Sprache gestaltet, um einen niederschwelligen Zugang – zum Beispiel für Menschen mit Behinderungen, Senior:innen sowie Menschen mit Migrationshintergrund, die am Projekt teilnahmen – zu gewährleisten.

Sieben Studierende aus der Studienrichtung „Soziale Arbeit – Menschen mit Behinderung“ in Villingen-Schwenningen von Prof. Dr. Frank Birk beteiligten sich aktiv am Projekt und erkundeten gemeinsam mit Bürger:innen von St. Georgen anhand verschiedener Methoden der Sozialraumanalyse den sozialen Raum der Stadt.
Eine Gruppe führte eine Sozialraumbegehung durch und untersuchte die Barrierefreiheit des Stadtteils. Eine andere Gruppe erstellte subjektive Landkarten, um persönliche Wahrnehmungen und emotionale Bezüge zu bestimmten Orten sichtbar zu machen. Eine dritte Gruppe arbeitete schließlich mit der Nadelmethode, um wichtige Orte und Treffpunkte zu identifizieren. Zusätzlich wurden Befragungen unter allen Teilnehmer:innen durchgeführt, um unter anderem folgende Fragen zu beantworten: Was wird positiv an St. Georgen wahrgenommen? Welche Herausforderungen sehen sie? Und wie können sie sich in St. Georgen engagieren?

Einblick in Ergebnisse

Zentrale Ergebnisse sind, dass Sozialräume von den unterschiedlichen Zielgruppen differenziert wahrgenommen wurden. Beispielsweise sind für erwachsene Bürger:innen die Einkaufsmöglichkeiten in St. Georgen attraktiv, wohingegen die Einkaufs- sowie Freizeitmöglichkeiten von den jugendlichen Bürger:innen kritisch bewertet wurden. Die Bürger:innen berichteten, dass sie durch die Sozialraumbegehung St. Georgen positiver wahrnehmen und ihr Blick für unterschiedliche Lebenslagen sowie daraus resultierende Perspektiven und Bedarfe geschärft und sensibilisiert wurde.

Vor allem wurden die Empowerment- und Beteiligungsprozesse der Bürger:innen im Laufe des Projekts sichtbar: Die Bürger:innen erkannten, dass sie einzelne Perspektiven mit anderen teilen und sich für ihre Bedarfe und Belange zusammenschließen sowie Netzwerke bilden können. Am Ende der Auswertung fasste eine Teilnehmerin ihre Perspektive auf St. Georgen zusammen: „St. Georgen ist eine lebens- und liebenswerte Stadt, wo man alles findet, was man braucht.“

Forschung bietet mehr als Theorie

Das Projekt zeigt: Forschung kann weit mehr sein als Theorie – sie kann den Sozialraum aktiv erlebbar machen, Bürger:innen partizipativ einbeziehen und neue Perspektiven eröffnen. Es konnten neue Kontakte geknüpft werden, und die Studierenden erlebten eine neue und alternative Möglichkeit der Seminargestaltung.

Prof. Dr. Frank Francesco Birk fasste zusammen:
„Die Studierenden haben die Möglichkeit, ihr an der Hochschule erworbenes Wissen unter realen Bedingungen gemeinsam mit Bürger:innen einzubringen. Die DHBW steht für eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass sowohl die Studierenden als auch – idealerweise – die Bürger:innen sich als Expert:innen erleben, die ihre Fähigkeiten aktiv in die Forschung einbringen. Solche Projekte unterscheiden uns von anderen Hochschulen."

Prof. Dr. Frank Franceso Birk mit dem Beratungsteam, bestehend aus Milena Buhl, DHBW-Studierenden und Bürgern St. Georgens im Roten Löwen. Foto: DHBW VS
"Hochschulkommunikation DHBW Villingen-Schwenningen"

Hochschulkommunikation DHBW Villingen-Schwenningen