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Inklusion begreifen: Wenn Selbsterfahrung zum Lernfeld wird

Studierende der Sozialen Arbeit machten sich gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen unter der Leitung von Prof. Dr. iur. Boris Duru, einer der Studiengangsleiter von "Soziale Arbeit - Menschen mit Behinderung" auf den Weg an den Bodensee, um das Thema Teilhabe, Inklusion und Barrierefreiheit hautnah zu erleben und kritisch zu reflektieren.

Sensibilisierung durch Selbsterfahrung

Den Auftakt der dreitägigen Exkursion bildete ein „Inklusions-Tandem“ in der Konstanzer Altstadt. Jeweils ein Teammitglied wurde mit Augenbinde oder Gehörschutz ausgestattet, das andere übernahm die unterstützende Begleitung. Ziel war es, sich Orientierung, Mobilität und Alltagsbewältigung aus der Perspektive von Menschen mit Sinneseinschränkungen zu erschließen. Die Gruppen bewegten sich bewusst durch die Innenstadt, bestellten eigenständig im Café und versuchten, Umgebungsreize verstärkt über andere Sinne wie Tasten oder Riechen wahrzunehmen. Reflexionsrunden am Ende des Vormittags machten deutlich, wie schnell Unsicherheit, Abhängigkeit von Begleitpersonen sowie Barrieren im öffentlichen Raum erfahrbar werden. Gleichzeitig trugen kreative Strategien und die Achtsamkeit der Mitmenschen dazu bei, die unterschiedlichen Herausforderungen zu meistern.

Barriere-Check im Freizeitbereich

Am Nachmittag führten die Studierenden einen ausführlichen Barriere-Check in einem ausgewählten Strandbad am Bodensee durch. Die Prüfkriterien reichten von Behindertenparkplätzen und stufenlosen Wegen bis hin zu Umkleiden, Duschen, Sanitäranlagen und Liegeflächen. Besonderes Augenmerk lag außerdem auf Hilfsmitteln wie wasserfesten Rollstühlen oder Badeliften sowie der Schulung des Personals in Inklusion. In Kleingruppen prüften und dokumentierten die Teilnehmenden, wie inklusiv die Angebote des jeweiligen Bades tatsächlich sind, hielten positive Beispiele und Mängel fest und entwickelten darauf basierende Verbesserungsvorschläge. Überraschend waren neben vielen positiven Ansätzen insbesondere schwer zugängliche Bereiche, fehlende visuelle oder taktile Informationen sowie ein geringes Angebot an Hilfsmitteln – wie aus den Gruppenpräsentationen hervorging.

Begegnung und Austausch mit Praxiseinrichtungen

Die Exkursion setzte sich mit Besuchen bei regionalen Einrichtungen fort – darunter eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen und der Inklusions- und Integrationsfachdienst Bodensee-Oberschwaben. In Gesprächen mit Fachkräften tauchten die Studierenden in aktuelle Herausforderungen der Sozialen Arbeit sowie in innovative Modelle beruflicher Teilhabe ein.

Gemeinsames Abendessen in einem integrativen Café

Die Teilnehmenden kamen zu einem gemeinsamen Abendessen im Café Horizont in Singen zusammen. Das Café im ökumenischen Hospiz- und Palliativzentrum versteht sich als Begegnungsort für Menschen mit und ohne Behinderung und bietet Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz. Beim gemeinsamen Essen konnten alle Beteiligten Eindrücke und Herausforderungen des Tages austauschen und Vielfalt in einem offenen, barrierefreien Rahmen erleben.

Mobilität ohne Hindernisse als weiteres Lernfeld

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema „barrierefreie Mobilität“. Die Gruppe testete den öffentlichen Nahverkehr und diskutierte Vor- und Nachteile der jeweiligen Angebote aus Sicht von Menschen mit Behinderung.

Gelebte Inklusion als gesellschaftliche Aufgabe

Die Exkursion zeigte eindrucksvoll, wie entscheidend der Perspektivwechsel für das Verständnis von Inklusion ist: praktische Erfahrung, kritische Analyse und der Dialog mit Betroffenen bilden die Grundlage, um Sensibilität und Engagement für eine inklusive Gesellschaft zu stärken. Die Studierenden nehmen aus diesen Tagen nicht nur wertvolle Erkenntnisse für die eigene Berufspraxis mit. Sie werden ermutigt, Barrieren offenzulegen, Mitmenschen für die Bedeutung von Inklusion zu sensibilisieren und konkrete Verbesserungen anzustoßen.

 

Die Gruppe beim gemeinsamen Abendessen im integrativen Café "Café Horizont" in Singen. Foto: DHBW VS
"Hochschulkommunikation DHBW Villingen-Schwenningen"

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