Nachhaltigkeit im Fokus beim DHBW Forschungstag 2023
Der DHBW Forschungstag ist die Plattform zur Vernetzung von Forschung, Innovation und Transfer (FIT) Aktivitäten an der DHBW. Offen für alle Disziplinen, widmet er sich mit wechselnden thematischen Schwerpunkten den aktuellen Herausforderungen der Gesellschaft und der Wirtschaft. In diesem Jahr fand die standortübergreifende Veranstaltung zum sechsten Mal statt und befasste sich mit dem Thema »Nachhaltigkeit gestalten: Gesellschaft, Gesundheit, Technologien und Märkte«. Gastgeberin 2023 war die Fakultät Technik der DHBW Stuttgart. Neben den rund 300 Teilnehmer*innen vor Ort ermöglichte ein Stream zahlreichen weiteren Interessierten, die Veranstaltung online zu verfolgen.
Der hohe Zulauf, mit 130 wissenschaftlichen Einreichungen der Forscher*innen der DHBW und der (Dualen) Partnern, spricht für das spannende und vielfältige Programm, welches die Forschung an der DHBW in allen ihren Facetten widerspiegelt. Darunter Keynotes von hochkarätigen Referent*innen aus der Wissenschaft und Wirtschaft, Sessions zu den Sustainable Development Goals (SDG), eine Poster-Ausstellung mit Posterslam, Laborführungen sowie ein Vernetzungstreffen vom DHBW Institut für Hochschul- und Bildungsforschung (IHB) und dem Netzwerk »FIRE« (Female International Research Network).
In seiner Begrüßung gemeinsam mit Präsidentin Professorin Dr. Martina Klärle betonte der Rektor der DHBW Stuttgart, Professor Dr. Joachim Weber, dass Nachhaltigkeit die DHBW an allen Standorten bewegt und überall in Projekten dazu geforscht wird. „Es ist schön zu sehen, wie Forschende aus allen Bereichen der DHBW mit Dualen Partnern und Forschungspartnern zusammenkommen, um Erfahrungen auszutauschen und Mitstreiter*innen für künftige Projekte zu finden“, so Weber.
Von der DHBW Villingen-Schwenningen nahm Professorin Dr. Barbara Schramkowski, Leiterin des Studiengangs »Soziale Arbeit – Jugend-, Familien- und Sozialhilfe« mit einem Beitrag zu »Soziale Ungleichheit und ökologische Krisen: Gedanken zur nachhaltigen Transformation am Beispiel des Gender Climate Gaps« teil. Sie stellte die von ihr in verschiedenen Publikationen herausgearbeiteten Strukturmerkmale des Gender Climate Gaps vor, bei dem es sich, so Schramkowski, um Wechselwirkungen der ökologischen Krisen mit Geschlechterverhältnissen und konkret der Diskriminierung von Frauen* handele. Dabei verwies sie auf Parallelen mit dem Gender Care Gap: „Es zeigt sich, dass Frauen* tendenziell nicht nur für soziale, sondern auch für ökologische Care-Arbeit – als das Engagement für Erhalt und Regeneration von Natur – mehr Verantwortung übernehmen, obwohl sie durchschnittlich weniger für die aktuellen Krisen verantwortlich sind.“ Gleichzeitig würden sie größere Beiträge zu ihrer Bewältigung leisten, seien aber in politischen Entscheidungsgremien unterrepräsentiert. „Für eine nachhaltige Transformation ist es essentiell, die dominante imperiale Lebens- und Wirtschaftsweise zu verändern, die aktuell zur Zerstörung zahlreicher Ökosysteme führt, deren Regeneration nicht mehr vollständig möglich sein wird.“ Die Studiengangsleiterin regte an, Männlichkeitsstereotype in diesem Kontext zu hinterfragen und nennt als Anregungen den Diskurs zu »Caring Masculinities«. Diese adressieren Formen von Männlichkeiten, erläutert Schramkowski, die sich an Fürsorge orientieren, Gewalt und Dominanz im Geschlechterverhältnis ablehnen und mehr Verantwortung für familiäre und soziale Care-Arbeit einschließen. „Einem sozialökologischen Verständnis von Care folgend, impliziert das ebenso die Verantwortungsübernahme für Schutz und Regeneration von Natur und Tieren.“
Professor Dr. Wolfgang Habla, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fakultät Wirtschaft, beteiligte sich mit Johannes Gessner und Professor Ulrich J. Wagner, PhD, von der Universität Mannheim mit einem Beitrag im Tagungsband am DHBW Forschungstag. Inhalt der gemeinsamen Studie war, ob und inwieweit soziale Vergleiche und moralische Appelle die Nutzung klimafreundlicher Verkehrsmittel erhöhen können. Zu diesem Zweck führten die Autoren ein Feldexperiment im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätsbudgets in Zusammenarbeit mit einem multinationalen Unternehmen (und Dualen Partner der DHBW) durch. Darin testeten sie die Effektivität zweier Nudges – also Interventionen, die auf verhaltensökonomischen Erkenntnissen aufbauen und auf eine Änderung der ökonomischen Anreize verzichten – in Bezug auf ein klimafreundlicheres Mobilitätsverhalten. Rund 350 Personen erhielten von November bis Dezember 2021 E-Mails im Abstand von vierzehn Tagen. „In Übereinstimmung mit bisherigen Studien finden wir, dass ein sozialer Vergleich des eigenen Verhaltens mit der ‚Peer group‘ im Mobilitätsbereich keine signifikante Verhaltensänderung hin zur Nutzung nachhaltigerer Mobilitätswerkzeuge herbeiführen,“ resümiert das Forschungsteam. Jedoch könnten solche Vergleiche in Verbindung mit einer moralischen Komponente im Verkehrsbereich eine starke Verhaltensänderung weg vom Auto und hin zu Mikromobilität, wie Fahrrad oder E-Scooter, bewirken. „Allerdings waren die beobachteten Effekte recht kurzlebig und klangen bereits in den zwei Monaten nach Ende der Intervention vollständig ab. Eine längerfristige Verhaltensanpassung bedürfte womöglich einer kontinuierlichen Intervention, in der E-Mails in sehr kurzen Abständen versendet werden.“ Eine Schwierigkeit im Mobilitätsbereich bestehe auch darin, dass Menschen jeden Tag aufs Neue entscheiden könnten, mit welchen Verkehrsmitteln sie unterwegs sind. „Da ist es leicht, schnell wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen“, so das Team.
Die Professorin für Soziale Arbeit, Professorin Dr. Karin E. Sauer, unterstützte als FIRE-Mitglied die Moderation der englischsprachigen Beiträge der Netzwerkpartnerinnen aus Tansania und Südafrika. Die Vorträge der Wissenschaftlerinnen waren in verschiedenen fachspezifischen Panels platziert und umfassten nachhaltige Ökonomie, soziokulturelle Kommunikationsstrategien, sowie Möglichkeiten des Plastik-Recyclings und -Upcyclings. Im eigens organisierten FIRE-Panel stellten sich einige der afrikanischen Kolleginnen mit ihren Lehr- und Forschungsgebieten vor und luden Vertreter*innen Dualer Partner zur Beteiligung an gemeinsamen Forschungsprojekten ein.
Auf der Webseite steht der Tagungsband, mit allen Beiträgen des Tages, zum Download zur Verfügung.
Mit einem Klick auf das Bild, gelangen Sie direkt zum DHBW Forschungstag 2023.

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