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Mit Empathie und Neugier auf Studienfahrt nach Hamburg

Zum Abschluss ihres Studienschwerpunkts Soziale Arbeit – Menschen mit Behinderung (Kurs H) machten sich die Studierenden der Sozialen Arbeit (Jahrgang 2022) auf den Weg in den hohen Norden. Das Ziel: Hamburg – eine Stadt, die für gelebte Vielfalt, barrierefreie Räume und innovative Sozialarbeit steht. Die Studienfahrt war nicht nur ein gemeinsamer Ausklang nach intensiven Semestern, sondern bot auch vielfältige fachliche Einblicke. Drei ausgewählte Stationen prägten das Programm.

Der erste Halt führte die Gruppe in das traditionsreiche Rauhe Haus. Die 1833 gegründete Stiftung ermöglichte den Studierenden einen eindrucksvollen Blick hinter die Kulissen einer der bedeutendsten sozialen Einrichtungen Norddeutschlands. Ins Leben gerufen von Johann Hinrich Wichern, einem der Wegbereiter der modernen Sozialen Arbeit, steht das Rauhe Haus bis heute für gelebte Verantwortung, diakonische Praxis und gesellschaftliches Engagement. Wichern verfolgte das Ziel, benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch Bildung eine Perspektive zu eröffnen – Bildung als Schlüssel zum sozialen Aufstieg. Dieser Gedanke prägt die Arbeit der Einrichtung bis heute und war für die Studierenden sowohl fachlich als auch persönlich spürbar. Der Besuch war weit mehr als eine Exkursion: Er wurde zu einem lebendigen Stück Sozialgeschichte und zu einem inspirierenden Ausblick auf die eigene berufliche Praxis. Eine besondere Entdeckung am Rande: Im Rauhen Haus gestaltete Wichern den ersten Adventskranz – ein großes Holzrad mit Kerzen, das heute aus der Adventszeit nicht mehr wegzudenken ist. Auch darin zeigt sich, wie soziale Ideen kulturelle Spuren hinterlassen und über Generationen hinweg weiterwirken.

Ein ganz anderer Zugang eröffnete sich bei der Rollstuhltour durch den alten Elbtunnel. Hier konnten die Studierenden Barrieren unmittelbar erleben – sowohl körperlich als auch im Denken. Begleitet wurden sie von Daniela Düsewind, die selbst mit dem Rollstuhl unterwegs ist und ihre Perspektive mit großer Klarheit und Offenheit vermittelte. Für sie ist der Rollstuhl kein Symbol der Behinderung, sondern Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung. Ihre Haltung, ihr Humor und ihre direkte Art regten zum Nachdenken an und machten deutlich, wie wichtig es ist, Barrieren nicht nur abzubauen, sondern sie überhaupt erst einmal zu erkennen. Die Botschaft, die bleibt: Weniger denken – mehr handeln. Inklusion beginnt mit dem ersten Schritt, und der darf ruhig entschlossen sein. Für viele der Studierenden wurde die Tour zu einer nachhaltigen Erfahrung – als praktische Übung in Empathie, als Konfrontation mit alltäglichen Hindernissen und als Anstoß, Inklusion neu zu denken.

Eine weitere Station war das Zentrum für Kindesentwicklung, Sozialpädiatrisches Zentrum Dr. Inge Flehmig, wo die Psychomotorik-Abteilung im Mittelpunkt stand. Hier erhielten die Studierenden spannende Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten, wie Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und/oder Behinderungen durch spielerisch-körperliche Förderung individuell gestärkt werden können – ressourcenorientiert, kreativ und stets fachlich fundiert. Besonders eindrücklich war das Erleben der Bewegungs- und Wahrnehmungsräume: ein imposanter Mattenturm mit Bällchenbad, ein Dunkelraum zur gezielten Sinnesförderung und das Airtramp – ein überdimensionales Luftkissen, das für viele Studierende buchstäblich zum Erlebnis wurde. Manche erkundeten das Airtramp sogar von innen. Deutlich wurde dabei, wie bedeutsam gezielte Bewegungsbegleitung für die gesamtheitliche Entwicklung von Kindern sein kann – und wie viel Freude dabei mitschwingt.

„Die Abschlussfahrt war ein voller Erfolg“, resümiert Studiengangsleiter Prof. Dr. Frank Francesco Birk, der die Reise begleitete. „Die Studierenden konnten neue Perspektiven für sich gewinnen, fachlich wie persönlich. Manche haben in der Psychomotorik-Abteilung das eigene ‚innere Kind in Bewegung‘ wiederentdeckt – spielerisch, neugierig und offen für neue Erfahrungen. Andere wiederum machten ganz praktische Erfahrungen im Rollstuhl und spürten am eigenen Körper, wie herausfordernd Mobilität in einer nicht ganz barrierefreien Umgebung sein kann.“ Diese Mischung aus Erleben, Reflexion und Austausch habe die Gruppe nicht nur inhaltlich bereichert, sondern auch in ihrer sozialen Dynamik gestärkt. „Solche Fahrten zeigen, wie wertvoll Lernen außerhalb des Seminarraums sein kann, wenn Fachlichkeit, Begegnung und Persönlichkeitsentwicklung Hand in Hand gehen.“

Die Gruppe vor dem Rauhen Haus: Gegründet im 19. Jahrhundert von Johann Hinrich Wichern, einem der Wegbereiter der modernen Sozialen Arbeit, steht das Rauhe Haus bis heute für gelebte Verantwortung. Foto: DHBW VS
"Hochschulkommunikation DHBW Villingen-Schwenningen"

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