Bedeutung von Klimaschutz in Handlungsfeldern Sozialer Arbeit
Studiengangsleiterinnen begleiten Initiative des Deutschen Caritasverbandes
Professorin Dr. Barbara Schramkowski, Studiengangleiterin »Soziale Arbeit – Jugend-, Familien- und Sozialhilfe« und Professorin Dr. Martina Wanner, Leiterin des Studiengangs »Soziale Arbeit im Gesundheitswesen« unterstützen die Initiative des Deutschen Caritasverbandes »Klimaschutz: ambitioniert und sozial gerecht gestalten«. Ziel ist die systematische Verankerung von Klimaschutz in Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit: „Aktuell gibt es wenig zielgruppenspezifische Informationen und Materialien, die Fachkräfte in den Diensten und Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände gezielt darüber informieren, wie Klimagerechtigkeit in einzelnen Arbeitsfeldern wie der Kinder- und Jugendhilfe konkretisiert werden kann“, erklärt Schramkowski. Dabei sei der Bezug zur Sozialen Arbeit offenkundig: „Die Folgen der Klimakrise und der Zerstörung von Ökosystemen verschärfen ohnehin bestehende soziale Ungleichheiten. Menschen in Armutslagen sind beispielsweise stärker von negativen Auswirkungen wie Luftverschmutzung, Lebensmittelverteuerungen oder Hitze betroffen.“ Sozial privilegierte Menschen hingegen würden über mehr Ressourcen verfügen, um sich zu schützen. Gleichzeitig seien Menschen in prekären Lebenslagen kaum in klimapolitische Entscheidungen involviert.
Wanner ergänzt: „Besonders ältere Personen und Menschen mit Vorerkrankungen sind durch die Folgen des Klimawandels gefährdet, etwa durch hohe Temperaturen. Jedoch treten auch unabhängig von der Altersgruppe klimakrisenbedingte psychische und körperliche Krankheiten auf. Ebenso sind die Folgen besonders für Kinder und Jugendliche spürbar, die sich in vulnerablen Entwicklungsphasen befinden und denen wir eine zunehmend zerstörte Erde hinterlassen.“ Das Bundesverfassungsgericht reagierte im vergangenen Jahr auf die Auswirkungen des Klimawandels und die unverhältnismäßige Belastung insbesondere der jungen Generation. Im März 2021 urteilte es als Folge auf die zum Teil von sehr jungen Menschen eingelegten Verfassungsbeschwerden, „dass die Regelungen des Klimaschutzgesetzes vom 12. Dezember 2019 (Klimaschutzgesetz, kurz KSG) über die nationalen Klimaschutzziele und die bis zum Jahr 2030 zulässigen Jahresemissionsmengen insofern mit Grundrechten unvereinbar sind, als hinreichende Maßgaben für die weitere Emissionsreduktion ab dem Jahr 2031 fehlen“. (Bundesverfassungsgericht: Verfassungsbeschwerden gegen das Klimaschutzgesetz teilweise erfolgreich. Pressemitteilung Nr. 31/2021 vom 29. April 2021 zum Beschluss vom 24. März 2021). Im Weiteren heißt es in der Pressemitteilung: „Der Gesetzgeber hätte zur Wahrung grundrechtlich gesicherter Freiheit Vorkehrungen treffen müssen, um diese hohen Lasten abzumildern.“ Das sei aus Schramkowskis Sicht ein großer Erfolg der Klimagerechtigkeitsbewegungen, aus dem sich Maßnahmen für die Soziale Arbeit ableiten ließen, für die Fragen sozialer Gerechtigkeit eine zentrale Rolle spielen.
Der diesjährige Erdüberlastungstag, also der Tag, an dem alle ökologischen Ressourcen verbraucht wurden, welche die Erde in einem Jahr regenerieren kann, fiel auf den 28. Juli 2022. „Auffällig ist dabei: Die ökologischen Fußabdrücke sind in den Industrienationen im Globalen Norden am höchsten, also dort wo der Wohlstand durchschnittlich besonders hoch ist und besonders viel konsumiert wird“, stellt Schramkowski fest. „Wenige Menschen ‚profitieren‘, während die Schäden des unbegrenzten Wirtschaftswachstums allen zugemutet werden. Die verstärkte soziale Ungleichheit machen Klimaschutz zu einem Kernthema der Sozialen Arbeit.“
Im Projekt sollen Verknüpfungen mit Handlungsfeldern erarbeitet werden. Fehlender Klimaschutz könne so etwa als Kindeswohlgefährdung qualifiziert werden, was Handlungsnotwendigkeiten der Jugendämter nach sich ziehen könnte. Die Auswirkungen von Hitzestress auf Ältere und Vorerkrankte seien in Ansätzen zwar erarbeitet, aber nicht systematisch für Dienste und Einrichtungen zusammengestellt und aufbereitet. In Bezug auf die Lehre an der DHBW Villingen-Schwenningen ergänzt Schramkowski: „In den Studiengängen der Sozialen Arbeit möchten wir die Bedeutung der Klimakrise für die Handlungsfelder noch stärker thematisieren.“
Fachkräfte aus Sozialen Diensten und Einrichtungen sowie Referent*innen aus der Zentrale des Deutschen Caritasverbandes werden im Rahmen des Projekts drei Handlungsfelder in den Blick nehmen: »Kinder- und Jugendhilfe«, »Alter/Pflege« und »Gesundheit« Wanner und Schramkowski werden das Team fachlich beraten. Aus dem Projekt sollen unter anderem Materialien für die benannten Handlungsfelder hervorgehen: Hier sind für Oktober Fachgespräche mit Sozialarbeiter*innen aus der Kinder- und Jugendhilfe geplant, die sich besonders für Klimagerechtigkeit engagieren. Darüber hinaus soll durch das Projekt Klimaschutz als relevantes Thema in den sozialen Diensten und Einrichtungen verankert werden. Gefördert wird das Vorhaben von der Mercator-Stiftung.
Hochschulkommunikation DHBW Villingen-Schwenningen
- Hochschulkommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- hochschulkommunikation.vs@dhbw.de
-
Telefon +49 7720 3906 - 511