Anreizsysteme und Abholzung: Neue Studie beleuchtet Chinas Forstwirtschaft
Chinas Wirtschaftswachstum ging in den letzten Jahrzehnten oft zulasten der Umwelt, insbesondere durch die Abholzung von Wäldern. Eine neue internationale Studie unter Beteiligung der DHBW Villingen-Schwenningen zeigt nun, dass wirtschaftliche Karriereanreize für Manager staatlicher Forstbetriebe diese Abholzung unter bestimmten Bedingungen noch verstärken.
Die Untersuchung ergab, dass Manager staatlicher Forstbetriebe in China vor allem dann übermäßig viele Bäume fällen, wenn die von ihnen betreuten Waldgebiete sehr groß und damit schwer von der zuständigen Umweltbehörde zu überwachen sind. So mindert ein um 10 Prozent größeres Waldareal das Waldwachstum im Durchschnitt um 6,5 Prozentpunkte, also um etwa ein Drittel im Vergleich zum Durchschnitt über alle Wälder. Gleichzeitig steigt die Abholzung, wenn ein hoher Anteil des Unternehmensgewinns an die lokale Regierung fließt – denn damit verbessert sich die Beförderungschance für die Manager auf ein politisches Amt. Kurzfristige Profite werden also höher gewichtet als langfristige Waldgesundheit. Im Rahmen der Studie wurden für den Zeitraum 1980 bis 2008 hochaufgelöste Satellitendaten der NASA zum Vegetationsstatus der Wälder sowie Befragungsdaten von 24 staatlich Forstbetrieben in China (mit detaillierten Betriebs- und Managerinformationen) ausgewertet.
Anreizstrukturen als Ressourcenschutz
„Die Studie zeigt eindrücklich, wie wichtig klare, konsistente Anreizstrukturen für den Schutz natürlicher Ressourcen sind“, betont Dr. Wolfgang Habla, Professor für Volkswirtschaftslehre an der DHBW Villingen-Schwenningen und Mitautor der Studie. „Dieses Wissen hilft uns, auch in anderen Kontexten wirksamere Steuerungsmechanismen zu entwickeln.“
Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in der renommierten wirtschaftswissenschaftlichen Fachzeitschrift Resource and Energy Economics veröffentlicht. Die Studie liefert neue Erkenntnisse darüber, wie institutionelle Anreizstrukturen wie der chinesische Fiskalföderalismus das Umweltverhalten von staatlichen Firmen und deren Managern beeinflussen. Zugleich unterstreicht die internationale Zusammenarbeit mit renommierten Hochschulen in China (Peking University) und Schweden (Universität Göteborg) die globale Vernetzung der DHBW in der Forschung. Die Publikation in einer renommierten Fachzeitschrift erhöht zudem die Sichtbarkeit der DHBW Villingen-Schwenningen in der internationalen Fachwelt und bietet gute Anknüpfungspunkte in der Lehre als Fallstudie zu Anreizstrukturen in der Umwelt- und Ressourcenpolitik.