Foodsharing kann Beitrag leisten, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden
Professorin Dr. Daniela Steenkamp, Studiengangsleiterin »Soziale Arbeit – Netzwerk- und Sozialraumarbeit« veranstaltete gemeinsam mit dem Nachhaltigkeitsreferat der Studierendenvertretung einen Campus Abend am 19. Juli. In ihrer Einführung wies Steenkamp darauf hin, dass ein Ziel von nachhaltiger Bildung mündige Verbraucher*innen hervorbringen müsse, die bewusst und verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umgingen. Geladene Referentin, Bianca Winkler, »Foodsharing Villingen-Schwenningen«, berichtete über die Plattform »Foodsharing e.V.« und wie man als Privatperson über dieses Netzwerk mitwirken kann, um Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Das Ziel des Zusammenschlusses, so Winkler, sei es u.a. essbare Lebensmittel nicht wegzuwerfen, sondern nach Möglichkeit zu essen bzw. an Endabnehmer*innen weiterzugeben. Dazu kooperiere die Plattform mit zahlreichen Lebensmittelhändlern, auch in der Region.
„Für mich steht die Umwelt, die Ressource und der Rückgang der Verschwendung an erster Stelle, weshalb ich mich bereits seit Jahren für dieses Thema ehrenamtlich engagiere, während vielleicht gerade bei Ihnen“ angesprochen waren die anwesenden Studierenden „soziale oder persönliche Gründe in den Vordergrund rücken“, so Winkler. Es gebe festgeschriebene Regeln, nach denen Foodsharing ablaufe und, klar müsse ebenfalls jedem sein, dass man als Privatperson agiere und hafte. „Kooperationen mit Institutionen, etwa Kindergärten, sozialen Einrichtungen oder anderen, sind schwierig bzw. aufgrund der Bestimmungen hier in Deutschland nicht realisierbar“, so die Referentin weiter. In Frankreich hingegen gebe es u.a. durch das 2016 in Kraft getretene »la Loi Garot« die Anordnung, die es großen Einzelhändlern und Supermärkten verbiete, nicht verkaufte Lebensmittel unbrauchbar zu machen. Lebensmittelspenden seien daher naheliegender als etwa in Deutschland.
Ziel der Foodsharing-Initiative müsse es sein, letztlich überflüssig zu werden. „Wenn nichts mehr weggeworfen wird, haben wir unser Ziel erreicht und die Verbraucher*innen sensibilisiert, Lieferketten sichtbar gemacht und Ressourcen geschont“, sagte die Rednerin. Viel zu wenig werde aktuell – gerade bei den Verbraucher*innen – darauf geachtet, bedarfsgerecht einzukaufen, Mahlzeiten richtig zu portionieren, Nahrungsmittel entsprechend zu lagern oder auch zu konservieren.
Bei steigender Kinderarmut sei die Verschwendung bei Nahrungsmitteln ein Paradoxon, so Steenkamp, für das sie sich Lösungen wünsche. Wie genau und welche Rahmenbedingungen es in Villingen-Schwenningen brauche, will Steenkamp demnächst mit den Wohlfahrtsverbänden im neu gegründeten Netzwerk gegen Kinderarmut diskutieren.
Die Lebensmittelverschwendung jedenfalls ist Thema; nicht nur bei Studierenden und Engagierten. Am 19. Juli fand ebenfalls die Tagung „Wertschätzen statt wegwerfen“ in Stuttgart statt. Mit dabei war Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL. „Die heutige Tagung bietet eine gute Gelegenheit, gemeinsam über geeignete Lösungsstrategien zur Eindämmung der Lebensmittelverschwendung zu diskutieren. Dabei müssen alle Akteure – von der Produktion bis hin zu den privaten Haushalten – in den Blick genommen werden. Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen jedoch eine besondere Rolle ein, denn der Großteil der Lebensmittelabfälle in Deutschland fällt in den privaten Haushalten an. Der Schlüssel liegt in einer intensiven Verbraucherbildung und -aufklärung. Indem wir das Bewusstsein für die Auswirkungen unseres Ernährungsverhaltens schärfen und Wissen über nachhaltige Ernährung vermitteln, können wir dazu beitragen, dass letztendlich weniger Lebensmittel verschwendet werden“ wird er in der Pressemitteilung des Ministeriums zitiert.
In Deutschland werden gemäß einer Erhebung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2022 etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich weggeworfen. Ein großer Teil davon wäre vermeidbar. Der Großteil der Lebensmittelabfälle entsteht mit etwa 59 Prozent (etwa 6,5 Millionen Tonnen) in privaten Haushalten.
Das Land Baden-Württemberg setzt sich seit mehreren Jahren mit vielfältigen Maßnahmen für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung und Förderung der Lebensmittelwertschätzung ein. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Stärkung der Verbraucherbildung, für die sich Baden-Württemberg auch als Vorsitzland bei der diesjährigen 19. Verbraucherschutzministerkonferenz eingesetzt hat.
Weitere Informationen und Quellen:
Pressemitteilung des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg: Minister Peter Hauk MdL: „Eine gute Ernährungsbildung und -aufklärung ist essentiell für die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“
Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz: Lebensmittelverschwendung in Frankreich
Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg an der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum: Tagungsdokumentation Wertschätzen statt Wegwerfen

Hochschulkommunikation DHBW Villingen-Schwenningen
- Hochschulkommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- hochschulkommunikation.vs@dhbw.de
-
Telefon +49 7720 3906 - 511