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Bundesbank-Ökonom erklärt: Kommt der digitale Euro?

Geld, das gibt es nicht nur in bar klingender Münze. Die modernen Zahlungsströme der Finanzmärkte fließen zu großen Teilen digital. In Europa ist man da allerdings auf große amerikanische Dienstleister angewiesen – aber wie lange noch? Rund um dieses Thema referierte Matthias Endres, Ökonom von der Deutschen Bundesbank für 120 Studierende der DHBW Villingen-Schwenningen im Haus der Wirtschaft der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Mit dabei waren neben Studierenden des vierten Semesters aus den Studiengängen BWL – Bank, Industrie, Technical Management und Digital Business Management auch Prof. Dr. Patrik Buchmüller, der die Veranstaltung initiiert hat, und Prof. Dr. Vera Angelova von der DHBW VS sowie Philipp Hilsenbek Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Die Abhängigkeit verringern

„Über 90 Prozent der Zentralbanken befassen sich mit digitalem Zentralbankgeld“, erklärte Endres. Auf den Bahamas und in Nigeria gebe es bereits Beispiele einer entsprechenden Nutzung. Auch ein europäischer Ansatz soll mit der Einführung des digitalen Euro forciert werden. Damit kann die Abhängigkeit von ausländischen Zahlungsdienstleistern verringert werden. Im Zahlungsverkehr wolle man nicht dasselbe erleben wie nach dem russischen Überfall auf die Ukraine mit den Gas-Lieferungen: „Das ist ein Argument für den digitalen Euro“, erklärte Endres. Ziel sei es, die europäische Widerstandsfähigkeit in diesem Sektor zu stärken. Die Motivation komme hier aus dem politischen Bereich.

Den Versuch, ein europäisches Zahlungssystem zu entwickeln gebe es bereits seit 30 Jahren, 2020 wurde eine High-Level-Taskforce gegründet, um das Projekt eines digitalen Euros voranzutreiben. „Wir rechnen allerdings nicht damit, dass es vor 2028 losgeht“, blickte Endres voraus. Aktuell befinde sich das Regelbuch in Entwicklung. „Wir sind in der Vorbereitungsphase. Es kann erst losgehen, wenn das EU-Parlament zustimmt. Damit ist nicht vor Dezember 2025 zu rechnen.

Wie soll das digitale Geld funktionieren?

„Der digitale Euro wird als Ergänzung zum Bargeld verstanden und soll es nicht abschaffen“, so Endres. Das digitale Geld ist konzipiert als Verbindlichkeit einer Zentralbank, deren Wert wie Bargeld auf Dauer verlässlich und stabil bleiben soll. Das unterscheidet das digitale Zentralbankgeld von anderen digitalen Angeboten, wie etwa dem Bitcoin: „Das ist ein stark volatiles Asset. Und niemand haftet dafür, es gibt im Gegensatz zum digitalen Euro keine Ausfallsicherheit.“

Bei der Bank müsse man sich eine elektronische Geldbörse einrichten und erhalte neben der IBAN-Nummer des Girokontos eine DEAN-Nummer für den digitalen Euro: „Aufgefüllt wird das dann über ein Referenzkonto oder die Auffüllung per Bargeld“, sagte Endres. Bis zu einer Obergrenze könne man einzahlen, Verzinsung gebe es keine.

Was sind die Vorteile?

Neben der bereits genannten totalen Ausfallsicherheit könne man damit in allen 20 Euro-Ländern zahlen: „Außerdem bietet die digitale Währung einen besseren Schutz der Privatsphäre. Wir schaffen damit eine europäische Lösung und sind nicht auf außereuropäische Dienstleister angewiesen, wie etwa Visa oder Mastercard“, erklärte Endres. Mastercard drohe etwa damit, das Angebot auslaufen zu lassen, über die Maestro-Funktion mit der deutschen Girocard im europäischen Ausland zahlen zu können. „Mit digitalen Euro hätten wir eine Sicherheit.“

Allerdings gebe es auch Risiken, so etwa, „dass die Bürger es nicht nutzen, weil sie keinen echten Mehrwert sehen.“ Es sei wichtig, dass die Menschen Vertrauen zur Währung haben.

DHBW-Professor Patrik Buchmüller bedankte sich für den interessanten und informativen Vortrag mit Einblicken aus der Praxis des Bankengeschäftes und der Möglichkeit, das Haus der Industrie der IHK für den Vortrag nutzen zu dürfen.

Großes Interesse der Studierenden am Vortrag des Bundesbank-Ökonomen Matthias Endres zum digitalen Euro im Haus der Wirtschaft der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg. Foto: DHBW VS
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