Mehr Klimaschutz in der Kinder- und Jugendhilfe
Arbeitsgruppe des Deutschen Caritasverbandes forscht zu Herausforderungen in den Klima- und Biodiversitätskrisen
„In der Kinder- und Jugendhilfe geht es immer um die Gestaltung von Zukunft mit und von jungen Menschen. Ihr Wesensmerkmal ist die Parteilichkeit für das Kindeswohl und ihr Fokus richtet sich auf Kinderrechte und den Kinderschutz“, erklärt Professorin Dr. Barbara Schramkowski, Studiengangsleiterin »Soziale Arbeit – Jugend-, Familien-, Sozialhilfe« an der DHBW Villingen-Schwenningen. Sie solle das Recht junger Menschen auf Förderung ihrer Entwicklung stärken und dazu beitragen, „positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen“ (§ 1 SGBVIII, Abs. 3). 2022 veröffentlichte UNICEF gemeinsam mit Fridays for Future den ersten Klima-Risiko-Index für Kinder. Hinsichtlich der negativen Auswirkungen der Klima- und Biodiversitätskrisen auf Kinder und Jugendliche stellte sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Deutschen Caritasverbandes, zu der neben Jugendhilfeträgern auch die Studiengangsleiterin zählt, die Frage: „Können wir glaubwürdig die Interessen und Rechte von Kindern und Jugendlichen vertreten, wenn wir Klimaschutz nicht in den Blick nehmen?” Gemeinsam analysierten sie Schnittmengen des Klimaschutzes sowie der Kinder- und Jugendhilfe und fassten die Ergebnisse in drei Publikationen zusammen.
„Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird immer stärker von klima- und umweltbedingten Gefahren bedroht. Die Folgen der ökologischen Krisen treffen sie in besonderem Maße, weil sie noch am Beginn ihres Lebens stehen und besonders anfällig etwa auf Hitzewellen oder Feinstaubemissionen reagieren. Psychisch sind die Krisen ebenso eine besondere Belastung. Umweltbezogene Ängste oder ‚Klimaangst‘ ist unter jungen Menschen weitverbreitet, wie Studien zeigen“, so Schramkowski. „Auch unter den Kindern und Jugendlichen der stationären Jugendhilfe ist sie ein Thema, wenngleich sie dort überlagert ist von weiteren komplexen psychosozialen Belastungen und damit verbundenen Ängsten.“
Die Arbeitsgruppe untersuchte für das Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe die Klimaneutralität von Einrichtungen, den pädagogischen Umgang und die Bearbeitung der ökologischen Krisen sowie die politische Vertretung von Perspektiven und Rechten von Kindern und Jugendlichen und damit das Eintreten für mehr Klimaschutz und intergenerationale Gerechtigkeit.
Handlungshilfen und Informationen stehen interessierten Trägern und Einrichtungen auf der Webseite der Caritas zum Download zur Verfügung. So finden sich dort etwa »Argumente für mehr Klimaschutz in der Kinder- und Jugendhilfe« oder »Vorschläge für Maßnahmen im Alltag von Erziehungshilfen«. „Innerhalb des Projekts entstanden zudem zwei Plakate und für den kommenden Herbst ist eine Tagung geplant, zu der wir öffentliche und freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe einladen möchten“, teilt die Studiengangsleiterin mit.
Die Materialien sollen auch den Dualen Partnern des Studiengangs »Soziale Arbeit – Jugend-, Familien- und Sozialhilfe« angeboten werden. Schramkowski begründet den Ausgangspunkt für ihr Engagement in diesem Projekt: „Die UN-Kinderrechtskonvention, die Deutschland unterzeichnet hat, sichert Kindern ein Recht auf Entwicklung, Beteiligung und Schutz zu. Doch werden die Entwicklungsbedingungen auf einem ökologisch zunehmend beschädigten Planeten schlechter, gleichzeitig ist der Einfluss von Kindern und Jugendlichen gering. Viele Erwachsene nehmen ihre Perspektiven nicht ausreichend ernst und verdrängen weiter die existentiellen Gefährdungen für unsere Gesundheit, die durch die ökologischen Zerstörungen entstehen. Dass die Rechte junger Menschen klimapolitisch zu wenig im Blick sind, hatte im Jahr 2021 das Bundesverfassungsgericht bestätigt.“ Dennoch seien, so Schramkowski, die Maßnahmen der Bundesregierung, vor allem im Verkehrssektor, weiterhin unzureichend und eigene Klimaziele werden weiterhin nicht erreicht. Die negativen Folgen unzureichender Klimapolitik gefährde junge Menschen in besonderem Maße, erklärt sie auf dem Klimablog der Caritas. „Die Aufgabe meiner Generationen ist, dass wir uns der ökologischen Zerstörung entgegenstellen, um Rechte von Kindern und nachkommenden Generationen auf gesundes Aufwachsen zu sichern.“ Dies kommt z.B. auch in der aktuellen Initiative »Unsere Generation, unser Job« zum Ausdruck, die Schramkowski ebenfalls unterstützt.

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