Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „PERSPEKTIVE:N – Sustainability in Dialogue“ sprach der senegalesische Umweltaktivist Mamadou Mbodji an der DHBW Villingen-Schwenningen über die sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen der globalen Klimakrise aus Sicht des Globalen Südens. Mbodji ist Vizepräsident von Naturefriends International und Präsident des Naturefriends Africa Network. In diesen Funktionen koordiniert er Projekte zur Aufforstung von Mangroven und Obstbäumen. Er bot eindrucksvolle Einblicke in die Erfahrungen und Herausforderungen Senegals im Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Die Vortragsreihe, die die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie an DHBW und HFU begleitet, soll mindestens einmal pro Quartal stattfinden. Organisiert wird sie von Prof.in Dr.in Barbara Schramkowski, Prof. Dr. Wolfgang Habla und Johanna Rolf, Innovations- und Forschungsmanagerin der DHBW Villingen-Schwenningen.
Ein ökonomischer Blick auf den Klimawandel
Moderiert wurde der Abend von Prof.in Dr.in Barbara Schramkowski. Zudem gab es vorab kurze Impulse. Prof.in Dr.in Karin Sauer erläuterte die bereits seit zehn Jahren bestehenden Verbindungen zwischen der DHBW VS und dem Protestant Institute of Arts and Social Science (PIASS) in Ruanda. Im Fokus stehe dabei die Beschäftigung mit post-konfliktären Gesellschaften am Beispiel von Deutschland, Ruanda und Südafrika. Ökonomische Perspektiven auf die Klimakrise stellte Prof. Dr. Wolfgang Habla dar. Was dabei festzuhalten bleibt: „Die Menschheit investiert systematisch zu wenig in den Schutz eines stabilen Klimas“, so Habla. Herbert Knienieder vom Landesvorstand der NaturFreunde Württemberg erläuterte Aufgaben und Motivation des sozial-ökologischen Verbandes.
Mamadou Mbodji schilderte schließlich, wie sich steigende Temperaturen, unregelmäßige Niederschläge und Küstenerosion auf Landwirtschaft, Fischerei und die Lebensbedingungen der Bevölkerung auswirken. Besonders betroffen seien ländliche Gemeinschaften, deren Existenzgrundlagen direkt von natürlichen Ressourcen abhängen. Er betonte, dass die Klimakrise nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise sei – mit gravierenden Auswirkungen auf Ernährungssicherheit, Fluchtmigration und soziale Gerechtigkeit.
Als positive Beispiele stellte er lokale Anpassungsprojekte vor – etwa Wiederaufforstungsinitiativen, Programme zur Stärkung traditioneller Landwirtschaftsmethoden und Bildungsprojekte zur Förderung eines ökologischen Bewusstseins. Diese Projekte zeigten, dass gemeindebasierte, partizipative Ansätze entscheidend seien, um sowohl ökologische als auch soziale Resilienz zu stärken.
Negative Folgen ohne großen Beitrag
Allerdings tragen die Länder des Globalen Südens, wie etwa der Senegal, am wenigsten zur Erderhitzung bei, sind aber besonders stark von ihren negativen Folgen betroffen. Hierzu eine Zahl: Die weltweiten klimaschädlichen Emissionen des gesamten afrikanischen Kontinents betragen nur ca. 3 Prozent. Deutschland hat im Vergleich einen Anteil von rund 1,5 bis 2 Prozent und zählt damit zu den zehn am meisten verschmutzenden Ländern.
Mbodji forderte daher verstärkte internationale Solidarität, finanzielle Unterstützung durch die hauptverantwortlichen Länder (wie Deutschland) für Anpassung und Schadensbewältigung im Globalen Süden. Vor allem sei zentral, dass die Länder im Globalen Norden endlich ihre klimaschädlichen Emissionen so senken, wie es internationale Verträge vorsehen. Insbesondere fossile Konzerne seien hier gefordert.
Zum Abschluss rief Mbodji dazu auf, die globale Verantwortung ernst zu nehmen: „Nur durch die Solidarität der Völker haben wir die Chance, die Schäden durch die Klimakrise und den Verlust von Biodiversität abzumildern.“ Und wie optimistisch ist er, dass das auch gelingen wird? „Ich bin von Natur aus optimistisch, auch wenn ich auf große Hindernisse stoße.“
„Alle werden verlieren“
Mbodji erläuterte, wie viele der aktuellen politischen Probleme eng mit der Klimakrise verknüpft sind: Werden Regionen im Globalen Süden infolge von Hitze und Wassermangel unbewohnbar, werde die Zahl der Fluchtbewegungen zunehmen. „Und jene, die der Brutalität und dem Stacheldraht an den EU-Außengrenzen entkommen, sehen sich in Europa oft mit Rassismus und einer zunehmend menschenrechtsmissachtenden Behandlung von Geflüchteten konfrontiert“, erklärte Mbodji. Dadurch gewinne die politische Rechte an Einfluss – und letztlich, so Mbodji, „werden alle verlieren.“
Was kann eine einzelne Person dagegen ausrichten? „Jeder kann einen Unterschied machen“, so Prof.in Dr.in Barbara Schramkowski in ihrer Schlussansprache. Durch Veränderungen im Kleinen, im alltäglichen Leben und genauso im Engagement für die Veränderung von Strukturen, beispielsweise durch Entsiegelung von Flächen und den Ausbau erneuerbarer Energien: „Wenn wir zusammenarbeiten, dann können wir eine Veränderung erreichen.“