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Kinderverschickung ist Thema bei Ausstellung an der DHBW Villingen-Schwenningen

Verschickt, verletzt und verschwiegen - so lautet der Titel der Ausstellung zur Kinderverschickung an der DHBW Villingen- Schwenningen, die von Prof. Dr. Andreas Gut gemeinsam mit Studierenden der Sozialen Arbeit gestaltet wurde und die noch bis Juli in den Räumen am Campus Sozialwesen zu besichtigen sein wird.

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung fand ein Campus-Abend statt, an dem Hintergründe zu den Kinderkuren erläutert wurden, durch die Ausstellung geführt wurde und anschließend die Möglichkeit zum Gespräch mit Zeitzeugen bestand. Viele interessierte Besucher waren bei der Eröffnung mit dabei, überwiegend externe Gäste. Die Studentinnen Lina Hölz, Anna Weiß und Natalie Werner erläuterten zunächst einige Hintergründe zur Entstehung der Ausstellung sowie zur Kinderverschickung, von der in Deutschland von 1950 bis 1990 zwischen acht und zwölf Millionen Kinder betroffen waren.

Verschickung wegen Gesundheit

Die Verschickungen fanden aus gesundheitlichen Gründen auf Anraten von Ärzt*innen statt, dauerten meist zwischen sechs und zwölf Wochen und führten die Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren ohne ihre Eltern in Kinderkurheime, Kinderheilstätten oder Kindersanatorien an der See, im Mittelgebirgsraum oder in den Bergen. Das Land Baden-Württemberg spielte hierbei eine bedeutende Rolle – sowohl im Blick auf die Anzahl der verschickten Kinder als auch beim Betrieb der Einrichtungen.

Nach der fachlichen Einführung lud Elina Hund die Besucher zu einem Gang durch die Ausstellung ein, die neben wissenswerten Informationen zur Praxis der Kinderkuren und deren historischer Einordnung auch Hintergründe zu pädagogischen und medizinischen Haltungen und Überzeugungen enthält. Neben der Perspektive der Kinder, deren Kuralltag häufig von Heimweh, dem Diktat des Funktionieren-Müssens sowie psychischer und körperlicher Gewalt bestimmt war, wird in der Ausstellung auch die Perspektive der Eltern sichtbar, die im Glauben an die Autorität der Arzt*innen und an das Beste für ihr Kind den Verschickungen zugestimmt haben.

Kinder erleiden seelische Verletzungen

Weitere Themen der Ausstellung sind die seelischen Verletzungen, die viele Kinder durch das Getrenntsein von ihren Eltern sowie durch die erduldete Lieblosigkeit und Gewalt erlitten haben, die langfristigen Folgen für die Betroffenen und die fachlichen Rückschlüsse für eine kindgerechte Pädagogik, die auf der Achtung von Bindungsbedürfnissen und Kinderrechten basieren muss.

Zeitzeugen berichten aus erster Hand

Eine Besonderheit schließlich stellen Porträts von Zeitzeugen dar, die selbst als Kind verschickt wurden und deren Gefühle in Fotoaufnahme festgehalten wurden. Im Anschluss an die Ausstellungsbesichtigung moderierten Fatma Korkmaz und Leonie Schneider eine Gesprächsrunde, in der neben fachlichen Aspekten auch persönliche Erfahrungen zur Sprache kamen. Die drei Zeitzeug*innen Trudel Haas, Gerhard Stoll und Andreas Mattheus stellten sich dabei den Fragen der beiden Moderator*innen und berichteten in sehr berührender Weise von ihren eigenen Verschickungserlebnissen und den damit verbundenen Gefühlen. Die Offenheit der Betroffenen sowie die warmherzige Gesprächsatmosphäre führte dazu, dass nicht nur viele Fragen gestellt wurden, sondern auch einige der anwesenden Gäste von ihren eigenen Erfahrungen berichteten.
Kim Gebert rundete den Abend ab, indem sie den Gästen und den extra angereisten Zeitzeug*innen im Namen des gesamten Vorbereitungsteams ihren Dank für die Offenheit aussprach. Der Abend zeigte, so Prof. Andreas Gut, "dass auch schwere Themen wie die Kinderverschickung nicht beim 'verschwiegen' stehen bleiben müssen, sondern durch das Gespräch ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft eröffnet werden kann".

 

"Hochschulkommunikation DHBW Villingen-Schwenningen"

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