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Blickpunkt 87

"Der Charakter von MiWi zeichnete sich durch eine sehr familiäre und persönliche Atmosphäre aus – man kannte und wertschätzte sich."

Im Gespräch mit Professor Dr. Lothar Wildmann.


Wildmann übernahm 1998 die Studiengangleitung »BWL – Industrie« und baute ein Jahr später »BWL – Mittelständische Wirtschaft« auf. 2021 enden nun nach zwanzig Jahren des Studienbereichs »BWL – Mittelständische Wirtschaft«, in denen er als Studiengangsleiter tätig war. Vor zwei Jahren kehrte Wildmann zu seinen "ursprünglichen Wurzeln" – zum Studienbereich »BWL – Industrie« – als Studiengangsleiter zurück.

Redaktion: Lieber Professor Dr. Wildmann, in diesem Herbst wird der letzte Jahrgang des Studienbereichs »BWL – Mittelständische Wirtschaft«, der Jahrgang 2018, nach 20 erfolgreichen Jahren verabschiedet.
Was zeichnete den Studienbereich für Sie aus? Was waren seine Besonderheiten und Kernthemen?

Lothar Wildmann: Dafür würde ich gern die Studienrichtungsbeschreibung der Fachkommission Wirtschaft zitieren: „Ein wesentlicher Aspekt für die Gründung der Studienrichtung »BWL – Mittelständische Wirtschaft« war ein (wirtschafts-)politischer. Mit der Gründung von MiWi sollte explizit der typische und die Region prägende Mittelstand angesprochen und gestärkt werden. (…) Mit der Initiierung des Studienbereichs MiWi wurde die vielbeschworene Wertschätzung des Mittelstandes in ein konkretes Qualifizierungsprojekt umgesetzt.“
Neben einer fundierten und breitgefächerten Betriebswirtschaftslehre bestanden die Kernthemen des Studienbereichs aus »Unternehmertum« und »Strategic Management«. Viele Duale Partner und Familienunternehmen kooperierten im Rahmen der Unternehmensnachfolge. Somit trugen auch die Themen »Unternehmensgründung, -bewertung und -nachfolge« sowie »General Management« und »Leadership« große Bedeutung.

Der Charakter von MiWi zeichnete sich, vergleichbar den familiengeführten mittelständischen Unternehmen, durch eine sehr familiäre und persönliche Atmosphäre aus – man kannte und wertschätzte sich.

Redaktion: Auf welche Meilensteine und Erfolge blicken Sie besonders gern zurück?

Lothar Wildmann: Die eigentliche Essenz eines guten Studiums basiert auf den unspektakulären „Mühen“ der alltäglichen Vorlesungen, Prüfungen und Praxisphasen an der Hochschule und in der Firma. Ganz besonders in Erinnerung bleiben aber auch explizite Veranstaltungen und Unternehmungen – so zum Beispiel der Kongress zum 10-jährigen MiWi-Jubiläum, bei dem unter anderem der damalige Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, Ernst Pfister, anwesend war. Highlights waren immer auch die großen Exkursionen – sei es Berlin, Hamburg, Amsterdam, Barcelona, Edinburgh oder Dublin – und unzählige Firmenbesuche.

Redaktion: Die Studiengänge und -bereiche an der DHBW werden in enger Absprache mit den Dualen Partnern weiterentwickelt und an die Wirtschaftslandschaft angepasst. Welche Veränderungen haben Sie im Studienbereich in den letzten 20 Jahren gespürt und getragen?

Lothar Wildmann: Die breitgefächerte Betriebswirtschafts- und Managementlehre bildete zuerst einmal eine wesentliche Konstante des MiWi-Studiums. Daneben gab es curriculare Weiterentwicklungen wie zum Beispiel das Seminar »Lebensmanagement«, bei dem aktuelle Aspekte der Verhaltensökonomie vermittelt wurden. Was die Firmenseite anbelangt, wurden die dualen Partnerschaften immer heterogener und branchenübergreifender – Autohäuser, Brauereien, Dienstleister, Handelsfirmen, Maschinenbau, Medizintechnik, öffentliche Institutionen und viele andere. Der MiWi-Markenkern blieb aber immer gewahrt – regional verankerte, meist familiengeführte Unternehmen, oftmals Marktführer und »Hidden Champions«.

Redaktion: Was führte zu dem Entschluss, den Studienbereich MiWi auslaufen zu lassen und gibt es neue Pläne?

Lothar Wildmann: Zum einen lag dies an den „Zahlen“; MiWi war zwar, was die Zahl der Partnerunternehmen anbelangte, ein sehr großer Studienbereich – rund 220 Firmen zählten zu den Dualen Partnern. Doch das Gros der Firmen bildete nur einmal aus, sodass sich eine Kursgröße von circa 22 Studierenden ergab.

Hinzu kam der Wunsch, dem Megatrend Digitalisierung mehr Bedeutung zu verleihen. Mit dem Auslaufen von MiWi wurde gleichzeitig der neue Studienbereiche »BWL – Digital Business Management« eingeführt.

Redaktion: Werden Kernthemen von BWL – Mittelständische Wirtschaft nach dem Auslaufen des Studienbereichs in andere Studienbereiche implementiert (oder sind es bereits)?

Was die Kernkompetenz Betriebswirtschaftslehre anbelangt, existiert eine große Schnittmenge zwischen den BWL-Studienrichtungen. Spezifische MiWi-Module wurden nicht unmittelbar in die Curricula anderer Studienbereiche implementiert, gehen dabei aber nicht verloren. Denn das ehemalige MiWi-Team mit Professor Dr. Alexander Götz, Professorin Dr. Martina Menne und den MiWi-Lehrbeauftragten bringen MiWi-Gedankengut, Expertise und Themen auch in den anderen Studienbereichen mit ein.

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute weiterhin!

Zahlreiche Jubiläen

Insgesamt erhielten 17 Mitarbeitende vom Rektorat in diesem Jahr Glückwunsche und Dankesurkunden zu ihren Jubiläen. Marianne Jani, Sekretärin des Studienbereichs »BWL – Industrie«,  Professor Dr. Harry Giesler, Studiengangsleiter »BWL – Industrie«, Professor Dr. André Kuck, Professor für quantitative Methoden in der Finanzwirtschaft und Professor Dr. Michael Bungert, Professor für Marketing, durfte das Rektorat zu ihrem 25jährigen Dienstjubiläum gratulieren. Giesler und Kuck sind darüber hinaus seit 20 Jahren an der (ehemaligen) Berufsakademie und DHBW Villingen-Schwenningen tätig.

Markus Abendschein, Mitarbeiter im Hausdienst, ist seit dem 1. April 1991 und damit 30 Jahre an der (ehemals) Berufsakademie und DHBW Villingen-Schwenningen im Dienst. Claus-Dieter Kliche, beschäftigt beim IT-S, fing vier Monate nach Abendschein im August 1991 an.

Dankesurkunden zur langjährigen Tätigkeit erhielten des Weiteren Professor Dr. Martin Kimmig, Studiengangsleiter Wirtschaftsinformatik, Dr. Stephanie Ashford, Dozentin und Koordinatorin der English Teaching Unit, Stefanie Brüderle, IT-S, Brigitte Götz, Sekretärin »BWL – Industrie«, Professor Dr. Gert Heinrich, Prorektor und Dekan der Fakultät Wirtschaft, Werner Feilen, Mitarbeiter im Hausdienst, Andreas Heidinger, Verwaltungsdirektor, Heike Schmidt, Sekretärin »RSW-Steuern und Prüfungswesen«, Petra Scherer, Prüfungssekretariat, Professor Dr. Peter Stebel, Professor für Controlling und Jessica Baur, Sekretärin »RSW-Steuern und Prüfungswesen«.

Herzlichen Glückwunsch!

Auftakt zu dreijährigem Forschungsprojekt

Am 3. November 2021 fand die Auftaktveranstaltung des Forschungsprojekts »Nachhaltige Verankerung von institutionellen Schutzkonzepten zur Prävention sexualisierter Gewalt in pädagogischen Kontexten (SchukoV2024)« statt. Vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert, fokussiert sich die DHBW Villingen-Schwenningen bis 2024 gemeinsam mit den Dualen Partnern Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn und Johannes Diakonie Mosbach auf Einrichtungen mit einer breiten Angebotspalette für Kinder, Jugendliche, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung. Ziel ist es, Bedingungsfaktoren für eine nachhaltige Verankerung von Schutzkonzepten in Einrichtungen zu untersuchen und nachfolgend, u.a. in Form von Schulungen, Workshops oder Überarbeitungen der Schutzkonzepte, umzusetzen.

Projektleiterin Professorin Dr. Anja Teubert, Studiengangsleiterin »Soziale Arbeit – Menschen mit Behinderung«, schaffte zum Einstieg in die Veranstaltung einen Überblick über das Gesamtprojekt und Einblicke in wissenschaftliche Erkenntnisse zu Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt in pädagogischen Kontexten. „Zur Prävention braucht es eine konsequente Orientierung an den Menschen, einen bewussten Umgang mit Macht sowie eine Kultur der Grenzachtung, des Hinsehens und Lernens in Organisationen“, hielt Teubert ihre Zielsetzung fest. „Durch die Bestands- und Risikoanalysen erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Dualen Partnern spezifische Maßnahmen, welche die Qualität der Arbeit verbessern können.“

Beim anschließenden Workshop diskutierten die Teilnehmenden mögliche Chancen, die durch die Beteiligung am Projekt für Praxis und Wissenschaft entstehen. Mitarbeitende der sozialen Einrichtungen betonten im Gespräch, wie wichtig der gegenseitige Umgang, die Assistenz und Wertschätzung auf Augenhöhe für gute Präventivarbeit sei. Fachlich fundierte Schutzkonzepte bestünden bereits. Essentiell seien daneben aber auch geschulte Mitarbeitende und Mindset-Arbeit der pädagogischen Fachkräfte sowie ihre Haltung zu Macht, Gewalt, Abhängigkeitsverhältnissen und Partizipation. Parallel gelte es, die Führungsebenen und Strukturen der Einrichtungen in den Blick zu nehmen. „Aufklärung und Sensibilisierung zu Gewalt in pädagogischen Einrichtungen sind mitunter die wichtigsten Mittel zur nachhaltigen Verankerung von Schutzkonzepten“, erklärt Julia Huber, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin im Forschungsprojekt. „Wir sind sehr gespannt, was wir in den nächsten drei Jahren zusammen mit zwei unserer Dualen Partnern erarbeiten können.“

Julia Huber

Mein Name ist Julia Huber und ich arbeite seit dem 1. September 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt »Nachhaltige Verankerung von institutionellen Schutzkonzepten zur Prävention sexualisierter Gewalt in pädagogischen Kontexten (SchukoV2024)«. Projektleiterin ist Professorin Dr. Anja Teubert. Besonders schön ist für mich, dass sie bereits von 2015 bis 2018 meine Studiengangsleiterin im Bachelorstudiengang »Soziale Arbeit – Menschen mit Behinderung« war und nun auch meine kooperative Promotion an der Universität Vechta begleiten wird.

Nach dem Bachelorstudium habe ich meinen Master „Forschung und Entwicklung in der Sozialpädagogik/ Sozialen Arbeit“ an der Universität Tübingen absolviert. Während dieser Zeit war ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kinder- und Jugendhilfe tätig und später beim Kommunalverband für Jugend und Soziales als Referentin für die Eingliederungshilfe.

Ich freue mich nun auf die neue Herausforderung und auf einen intensiven Austausch mit den neuen Kolleg*innen und Studierenden.

Studierende wieder im Örtlichen Hochschulrat vertreten

Am 11. November 2021 tagte der Örtliche Hochschulrat der DHBW Villingen-Schwenningen in einem hybriden Format. Das Gremium setzt sich aus stimmberechtigten und nicht-stimmberechtigten Vertreter*innen der Dualen Partner, Professor*innen der Fakultäten, der Gleichstellungsbeauftragten, dem Rektorat und Studierenden zusammen. Letztgenannte Gruppe wird seit dem 1. Oktober 2021 von Solanche Adam Castro (Wirtschaft) und Valentin Paul Glökler (Sozialwesen) vertreten. Die Amtszeit umfasst ein Jahr und endet am 30.09.2022. An den Sitzungen nimmt darüber hinaus regelmäßig eine Vertretung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg teil. Auch am Örtlichen Senat nehmen wieder Studierende teil.

Die nächste Sitzung findet im April 2022 statt.

Gewaltprävention bei Migrantinnen

Das bundesweite Projekt »MiMi – Gewaltprävention mit Migranten für Migranten« des Ethno-Medizinischen Zentrums e.V. stellt eine umfangreiche und frei zugängliche Online-Informationsplattform für Fachkräfte, MiMi-Mediator*innen und alle Interessierte zur Verfügung. Die Informationsplattform wurde am Institut für Transkulturelle Gesundheitsforschung unter der Leitung von Professor Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan entwickelt.

In den Lernressourcen »Rechtliche Grundlagen zum Gewaltschutz«, „Geschlechtsspezifische Gewalt«, »Unterstützung von Familien« und »Männerarbeit« sind die Materialien und Erfahrungen aus über fünf Projektjahren didaktisch und medial aufbereitet zugänglich. Eine weitere Lernressource zum Thema »Behinderung als besondere Lebenslage« wird in Kürze ergänzt.

Die Lernplattform ermöglicht es, sich wesentliche Grundlagen zur Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt bei geflüchteten und zugewanderten Frauen, Kindern und Familien selbstgesteuert anzueignen, auf www.mimi-gewaltpraevention-lernen.de.

 

Herausragende Bachelorarbeiten prämiert

Studentinnen erhalten Preis der Volks- und Raiffeisenbanken der Region Rottweil/Tuttlingen

Auch in diesem Jahr würdigte der Partnerverein der DHBW Villingen-Schwenningen in Kooperation mit der Volks- und Raiffeisenbanken der Region Rottweil/Tuttlingen die drei besten Bachelorarbeiten des Abschlussjahrgangs. Henry Rauner, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Rottweil eG gratulierte den Absolventinnen Rebecca Heimerl, aus dem Studiengang »BWL – Controlling & Consulting«, Anna-Lena Becker, aus dem Studiengang »Soziale Arbeit – Menschen mit Behinderung« und Anna Kornacker, die ihren Abschluss in »BWL – International Business« machte zu den herausragenden Leistungen, die mit einem Preisgeld von jeweils 1000 Euro honoriert werden. „Ich freue mich immer darüber, am Lebens- und Werdegang von jungen Menschen teilhaben zu dürfen, spannende Arbeiten lesen zu dürfen und zu unterstützen“, blickt Rauner auf die diesjährige Verleihung zurück.

Rebecca Heimerl erhielt einen Preis für ihre Bachelorarbeit mit dem Titel »Ansätze der Rechnungseingangsoptimierung mittels Förderung des Rechnungsempfangs im ZUGFeRD – Format am Beispiel SGL Carbon GmbH«. „Frau Heimerl entdeckte in der Thematik des digitalen Rechnungseingangsprozesses eine Lücke in der Forschungsliteratur, die sie mit Ihrer Abschlussarbeit schließt“, berichtet Professor Dr. Wolfgang Hirschberger, Geschäftsführer des Partnervereins der DHBW Villingen-Schwenningen. Heimerl führte bei ihrem Dualen Partner, der SGL Carbon GmbH, Experteninterviews durch und legte Vorteile für die Nutzung des digitalen Rechnungsformats »ZUGFeRD« dar. Auch nach Abgabe ihrer Bachelorarbeit wird das Projekt innerhalb des Unternehmens fortgeführt.

Aus der Fakultät Sozialwesen wurde Anna-Lena Becker ausgezeichnet, die ihr Bachelorstudium am Landratsamt Tuttlingen absolvierte, wo sie nun in der Eingliederungshilfe beschäftigt ist. Ihre Abschlussarbeit trägt den Titel »Soziale Arbeit für Menschen mit Behinderung im Wandel der Zeit – 1933 bis 1945 in Deutschland, 1949 bis 1989 in der Bundesrepublik Deutschland, 1990 bis heute in Deutschland«. Ihr betreuender Dozent Bernd Max Behnke (M.A.) lobte vor allem ihre sachliche und wissenschaftliche Herangehensweise an die sehr emotionale und anspruchsvolle Thematik: „Die Thesis zeigt die rechtliche Entwicklung der Sozialen Arbeit für Menschen mit Behinderung in historischen Epochen der deutschen Geschichte; von Menschen, die den Stempel unwertes Leben erhielten bis hin zur heutigen Inklusion. Sie schaffte damit ein Standardwerk.“

Die dritte Auszeichnung ging an Anna Kornacker mit der Bachelorarbeit »Limitationen der traditionellen Bewertungsverfahren bei Start-ups – Ausarbeitung von Modifikationen und Darstellung anhand des Unternehmens HelloFresh“, die sie bei ihrem Dualen Partner KPMG AG verfasste. „Kornacker entwickelte ein neues Bewertungsverfahren für junge Unternehmen, das sie dem Standardverfahren entgegensetzte und zeigt damit auf, dass ein modifiziertes Verfahren für die praktische Bewertung notwendig ist“, fasst Professor Dr. Norbert Kratz, der betreuende Dozent das Ergebnis der Abschlussarbeit zusammen. Die KPMG AG wendet inzwischen das von Anna Kornacker entwickelte Verfahren in der Praxis an.  

Gratulationen richteten auch die Dekanin und der Dekan der Fakultäten sowie Rektor, Professor Dr. Kotthaus, an die Absolventinnen: „Sie haben mit Ihren Bachelorarbeiten eindrucksvoll gezeigt, wie die Verknüpfung von Theorie und Praxis erfolgen kann, und wie zielführend Ihr Wissen und Können in der Region eingesetzt werden kann.“