IPF
Die zunehmende Expertise der DHBW Villingen-Schwenningen im Forschungsbereich wird durch mehrere Promotionsarbeiten sichtbar. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg besitzt momentan noch kein Promotionsrecht, Promotionen können aber in Kooperation mit Hochschulen mit Promotionsrecht im In- und Ausland durchgeführt werden. Die zahlreichen und facettenreichen Promotionsprojekte tragen wesentlich zur Stärkung von Forschung, Innovation und Transfer an der Hochschule bei.
Chrysanthi Melanou: AI-Enhanced Teaching Methods in Higher Education: Developing and Analyzing Teaching and Learning Scenarios. Utilizing Large Language Models, and Establishing an AI Roadmap for Deployment Across Different Academic Areas
Kurzbeschreibung:
Das Promotionsvorhaben ist als kumulative Dissertation angelegt und widmet sich der empirischen Untersuchung von KI-gestützten Lehr- und Lernprozessen in der Hochschulbildung. Ziel ist es, didaktisch fundierte Einsatzszenarien für generative KI wie Chatbots zu entwickeln, zu analysieren und auf ihre Wirksamkeit hin zu evaluieren. Die erste, bereits durchgeführte Studie trägt den Titel „Transforming higher education with AI chatbots: University educators’ perspectives on opportunities, competencies, curriculum adaptation, and ethical considerations.“ und basiert auf Experteninterviews aus vier Ländern. In der aktuellen Studie wird der Einsatz von KI über das gesamte Semester hinweg untersucht – mit Fokus auf Matthäus-Effekt, kognitive Belastung, Motivation und Promptverhalten. Da es bislang an fundierten empirischen Erkenntnissen zu wirksamen Einsatzszenarien fehlt, leisten das Promotionsvorhaben und die zugehörigen Studien einen besonders wertvollen Beitrag zur aktuellen KI-Bildungsforschung.
Forschungsfragen:
- „Welche Ziele, Möglichkeiten und potentieller Nutzen sowie Herausforderungen, Risiken und Bedenken bestehen bei der Implementierung von KI-Chatbot-Technologien in der Hochschulbildung?“
- „Wie können KI-Chatbots in der Hochschullehre effektiv eingesetzt werden? Welche konkreten Einsatzmöglichkeiten können identifiziert werden und wie beeinflussen sie den Lernerfolg?“
- „Wie können Hochschulen eine KI-Roadmap entwickeln, um den didaktisch sinnvollen Einsatz von KI-gestützten Lehr- & Lernmethoden in verschiedenen akademischen Bereichen zu erzielen, einschließlich der Festlegung von KI-Kompetenzen, Lernzielen und erfolgreichen Einsatzszenarien?“
Diese drei übergeordneten Forschungsfragen bilden den Rahmen des Promotionsvorhabens und geben Anlass zu den drei empirischen Studien. Jede dieser Studien basiert auf spezifisch abgeleiteten Teilfragen, die gezielt auf die jeweilige Untersuchungsperspektive eingehen.
Methode:
Das Promotionsvorhaben folgt einem Mixed-Methods-Ansatz, der qualitative und quantitative Verfahren kombiniert. In der ersten, bereits durchgeführten Studie wurden durch Experteninterviews relevante Einsatzszenarien und Variablen identifiziert. Aufbauend darauf wird derzeit im Rahmen einer experimentellen Interventionsstudie mit mehreren Messzeitpunkten untersucht, wie sich verschiedene didaktische Konzepte im Einsatz mit KI auf Lernerfolg, Motivation und kognitive Belastung auswirken. Zum Einsatz kommen standardisierte Pre-Post-Messungen, Leistungsbewertungen, Befragungen sowie qualitative Analysen des Promptverhaltens. Grundlage der Analyse bildet unter anderem das Cognitive Process Framework (CoDiL) von Reinhold et al. (2024), das Lernmechanismen im Umgang mit digitalen Tools modelliert.
Laufzeit: 2023-2027
Betreuer*innen:
- Jun.Prof. Dr. Maik Beege
- Prof. Dr. Martin Kimmig
Partneruniversität: PH Freiburg
Annika Flächer: Rassismuserfahrungen von Adressat*innen der stationären Kinder- und Jugendhilfe
Kurzbeschreibung:
Im Rahmen dieses Dissertationsvorhabens wird der Frage nachgegangen, inwiefern junge Menschen mit sog. ‚Migrationshintergrund‘ Zugehörigkeits- und Differenzerfahrungen im Kontext der Heimerziehung machen. Der Theorieansatz der Rassismuskritik und somit die Annahme, dass Rassismus als gesellschaftliche (Macht-)Struktur begriffen wird und sowohl Fachkräfte als auch Adressat*innen innerhalb der Sozialen Arbeit in diese verstrickt sind, bilden die theoretische Rahmung dieser empirischen Untersuchung. Damit gerät ein Spannungsfeld in den Blick, da es einerseits zwar Ziel und Selbstanspruch der Profession Sozialer Arbeit ist, soziale Ungleichheiten zu beseitigen, andererseits jedoch hegemoniale Ordnungen wirken, in denen Differenzkonstruktionen fortwährend (re-)produziert werden und in denen auch die Soziale Arbeit agiert. In Anlehnung an die Grounded Theory-Methodologie werden anhand teilnarrativer Interviews individuelle Hilfeverläufe von jungen Menschen mit sog. ‚Migrationshintergrund‘ im Rahmen der Heimerziehung nachgezeichnet.
Forschungsfragen:
- Wie erleben junge Menschen mit sog. ‚Migrationshintergrund‘ die stationären Hilfen zur Erziehung?
- In welcher Weise machen Adressat*innen von stationärer Kinder- und Jugendhilfe Rassismuserfahrungen während des Hilfeverlaufs?
- Wie artikulieren die jungen Menschen die gemachten Erfahrungen bzw. wie ordnen sie diese ein?
- Wie bewältigen sie die gemachten Erfahrungen und welche Folgen bringt das Erlebte für die jungen Menschen mit sog. ‚Migrationshintergrund‘ mit sich?
Methode:
- qualitativ/ teilnarrative Interviews/ in Anlehnung an Grounded Theory-Methodologie
Laufzeit: seit April 2020
Betreuer*innen:
- Prof. Dr. Barbara Schramkowski (DHBW Villingen-Schwenningen)
- Prof. Dr. Rudolf Leiprecht (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Partneruniversität: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Emanuel Engelmann: Förderung von privaten Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen über das Gewinnsteuersystem
Kurzbeschreibung:
Die Promotion befasst sich mit steuerlichen Maßnahmen, welche die Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen von privaten Unternehmen fördern sollen. Nach einer Begriffsbestimmung wird der Regelungstypus ökonomisch sowie (verfassungs- und unions-)rechtlich eingeordnet. Der Hauptteil der Arbeit besteht in einem Ländervergleich. In die Betrachtung miteinbezogen werden Frankreich, die Niederlande und das Vereinigte Königreich, welche solche steuerlichen Maßnahmen bereits seit einigen Jahren in ihre Gewinnsteuersysteme integriert haben. Nach einer Darstellung der relevanten Grundaspekte des jeweiligen nationalen Gewinnsteuersystems werden die steuerlichen Maßnahmen zur Förderung von Forschung und Entwicklung detailliert betrachtet. Aus den Betrachtungen sollen schließlich Rückschlüsse für die Ausgestaltung in Deutschland abgeleitet werden.
Forschungsfragen:
- Wie kann die Maßnahme ökonomisch möglichst effektiv und effizient ausgestaltet werden?
- Inwieweit schränkt der rechtliche Regelungsrahmen, dem die Maßnahme unterliegt, die Ausgestaltungsmöglichkeiten ein?
- Wie gehen andere Staaten bei der steuerlichen Förderung von privaten FuE-Investitionen vor und was kann hieraus für die Ausgestaltung in Deutschland abgeleitet werden?
Methode: Normativ
Laufzeit: 3 Jahre
Betreuer*innen: Prof. Dr. Holger Kahle; Prof. Dr. Clemens Wangler
Partneruniversität: Universität Hohenheim