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Auch Worte können verletzen

Plakatkampagne des A-Teams zum Thema »Sprache als Waffe«

Im A-Team der DHBW Villingen-Schwenningen engagieren sich Studierende und Professor*innen der Fakultäten Sozialwesen und Wirtschaft für ein grenzachtendes und respektvolles Miteinander. Mit ihrer neuen Print-Kampagne »Worte verletzen« möchten die Mitglieder auf verbale Gewalt aufmerksam machen und für einen bewussten Umgang mit Sprache sensibilisieren. Denn, so die Aussage der Hochschulgruppe, auch Worte können scharfe Waffen sein.

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Linguist*innen und Philosoph*innen mit der Bedeutung von Worten und Sprache. In den 1960er-Jahren prägte etwa J. L. Austin den Begriff ‚Performanz‘ und untersuchte in seiner Sprechakttheorie den Zusammenhang zwischen Sprache und Handlung. Dem Philosophen zufolge können Äußerungen direkte Handlungen vollziehen. Als Beispiel diente ihm das Ja-Wort in der Kirche, infolge dessen das Brautpaar die Ehe eingeht. Rund 60 Jahre später beschäftigte sich Professorin Dr. Petra Gehring damit, inwiefern Sprache physische Gewalt ausüben kann. In ihrem Buch »Körperkraft der Sprache« schreibt die Professorin für Philosophie an der TU Darmstadt nicht der Wortbedeutung eine Verletzungskraft zu, sondern dem Sprechakt selbst. Entscheidend sei, wie etwas gesagt werde, so die Wissenschaftlerin.

Ganz gleich, welcher Forschungsansatz herangezogen wird, eines ist offensichtlich: Sprache besitzt große Macht. Durch sie lassen sich Informationen weitergeben, Verträge schließen, Befehle erteilen. Sie können Freude auslösen – aber auch Leid. Letzteres möchte das A-Team mit ihrer Kampagne in den Fokus rücken. „In unserer heutigen Gesellschaft begegnen wir leider immer noch verletzenden Stammtischsprüchen. Oftmals werden dabei stereotype Vorurteile bedient und Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder anderer Merkmale diffamiert“, berichtet Professor Dr. Clive Flynn, Studiengangsleiter »BWL – International Business« und Mitglied des A-Teams. „Diese Sprüche werden von vielen als ‚harmlose‘ Scherze abgetan, doch Betroffene empfinden sie als verletzend und entwürdigend. Sie verstärken Vorurteile, schüren Hass und fördern eine Atmosphäre der Ausgrenzung.“

Zwar verursachen Worte keine direkten physischen Verletzungen, dennoch sind sie in der Lage, körperliche Reaktionen beim Gegenüber auszulösen, etwa Herzrasen, Erröten oder Sprachlosigkeit. Die scharfe Zunge eines Menschen könne ebenso verheerende Auswirkungen haben, wie eine physische Waffe, so der Studiengangsleiter. Manche Menschen besäßen die Fähigkeit, mit ihren Worten gezielt zu verletzen und andere zu demütigen. Durch bissige Bemerkungen, abwertende Kommentare oder offene Beleidigungen könne das Selbstwertgefühl und die seelische Gesundheit von Mitmenschen ernsthaft beeinträchtigt werden. „Im Gegensatz zu körperlichen Verletzungen halten Narben, die durch verbale Gewaltausübung entstanden sind, oft viel länger an“, so Flynn.

Gemeinsam mit den anderen Teammitgliedern plädiert der Studiengangsleiter für einen respektvollen zwischenmenschlichen Umgang und dafür, sich gegen jede Form von Diskriminierung und Verletzung auszusprechen. „Verbale Äußerungen sind imstande die Realität anderer Menschen zu beeinflussen. Die Frage ist: Welche Art von Welt möchten wir mit unseren Worten erschaffen? Ich sehe es als unsere Aufgabe, betroffene Personen zu unterstützen. Es liegt an uns allen, die Macht unserer Worte zu erkennen und sie bewusst und verantwortungsvoll einzusetzen. Nur so können wir eine Gesellschaft schaffen, in der Respekt, Toleranz und Empathie im Vordergrund stehen.“

Als präventive Maßnahme hält der Hochschulangehörige die Reflektion der eigenen Sprache und des Ausdrucks für unerlässlich. „Eine respektvolle und einfühlsame Kommunikation gelingt, indem auf abwertende Begriffe, Vorurteile und beleidigende Äußerungen verzichtet wird und an ihre Stelle Ermutigung, gegenseitige Unterstützung und Inspiration tritt. Treten diskriminierenden Äußerungen im Umfeld auf, kann es helfen, das Gesagte offen zu thematisieren. So lässt sich die Wirkung von Worten ins Bewusstsein rücken und eine wertschätzende Atmosphäre schaffen.“

Abschließend hält Flynn fest: „Es ist von großer Bedeutung, dass wir uns aktiv für eine inklusive Gesellschaft einsetzen, in der Vielfalt und Verschiedenheit geschätzt werden. Das Hinterfragen von Vorurteile, der Abbau von Stereotypen und der Einsatz für Gleichberechtigung und Akzeptanz hat einen positiven Einfluss auf das Miteinander. Bildung und Sensibilisierung spielen hierbei eine wichtige Rolle, denn nur durch Aufklärung können wir Vorurteile überwinden und eine Kultur des Respekts fördern. In einer Welt, in der Worte oft gedankenlos und verletzend eingesetzt werden, sollten wir uns bewusstmachen, dass jede Äußerung Reaktionen nach sich zieht. Lasst uns unsere Worte mit Bedacht wählen und unsere Sprache als Werkzeug nutzen, mit dem wir Liebe, Verständnis und positive Veränderungen fördern. Denn letztendlich sind es Worte, die unsere Welt formen können.“