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Neue Studiengansleiterin »Soziale Arbeit – Netzwerk- und Sozialraumarbeit«: Professorin Dr. Daniela Steenkamp

Im vergangenen Juli wurde Professorin Dr. Daniela Steenkamp zur neuen Studiengangsleiterin »Soziale Arbeit – Netzwerk- und Sozialraumarbeit« ernannt. Steenkamp ist seit September 2019 an der Fakultät Sozialwesen der DHBW Villingen-Schwenningen tätig und lehrt seither als Professorin für Wissenschaft und Methoden der Sozialen Arbeit. Ihre Arbeitsgebiete liegen u.a. in den Bereichen »Kinderrechte in der Kinder- und Jugendforschung«, » Schlüsselkompetenzen in der Sozialen Arbeit«, » Menschenrechts- und Demokratiebildung« sowie » Soziale Arbeit in Ostafrika«. Für Letzteres arbeitete sie an einem Bildungsnetzwerk in Tansania mit Kitas, Schulen und außerschulischen Zentren. Ihren neuen Aufgabenbereichen blickt Steenkamp erfreut entgegen.

Besuch aus Jordanien

Seit sechs Jahren kooperiert die DHBW mit der German Jordanian University (GJU) in Amman. Das International Office in Villingen-Schwenningen koordiniert dabei das Programm für alle DHBW-Standorte. Im Zentrum der Kooperationsvereinbarung steht der Studierendenaustausch, jedoch ermöglicht sie auch Vorlesungen an der Partnerhochschule für Dozierende beider Seiten. Kurzprogramme in Jordanien für Studierende der DHBW sind bereits geplant und sollen 2022 oder 2023 stattfinden.

Professor Dr. Ralf Roßkopf, Vizepräsident der GJU, ging bei seinem Besuch auf die verschiedenen Kooperationsprojekte und zukünftigen Entwicklungen ein. Gemeinsam mit Prorektor Professor Dr. Gert Heinrich sowie Claudia Rzepka und Sarah Brucker vom International Office tauschte Roßkopf sich über die Ziele und Projekte der nächsten Jahre aus. „Das »Flying Faculty Programm« und der Sommerkurs »Learn Arabic and Discover Jordan« sollen ab nächstes Jahr wiederaufgenommen werden“, berichtet Rzepka. „Zudem findet ein fachlicher und akademischer Austausch über die jeweiligen Netzwerktreffen der GJU statt.“

Die GJU hat ein deutschlandweites Netzwerk mit 120 Partnerhochschulen. Nach dem Vorbild der Hochschulen für angewandte Wissenschaften wurde die Universität im Jahr 2005 gegründet und ist das größte Bildungsprojekt des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) außerhalb Deutschlands. Inzwischen baut die GJU das Angebot an dualen Studienprogrammen stark aus, wodurch der fachliche Austausch mit der DHBW besonders geschätzt wird.

Alle Studierenden der GJU verbringen in ihrem Studienverlauf ein Jahr in Deutschland. In diesem Jahr studieren sie ein Semester an einer deutschen Hochschule, auf das ein vier- bis sechsmonatiges Praktikum folgt. Eine Voraussetzung dafür ist, dass alle Studierenden während des Studiums in Jordanien ihre Deutschkenntnisse auf ein fortgeschrittenes Niveau bringen.

Im September werden an der DHBW 14 Studierende in ihr Deutschlandjahr starten, von denen fünf ihr Semester am Standort Villingen-Schwenningen verbringen werden. Die Studierenden werden vom Team des International Office auch bei der Bewerbung für ihr anschließendes Praktikum unterstützt. „Wir freuen uns darauf, die Studierenden zum Theoriesemester zu begrüßen“, so Rzepka.

Orientierung im Dschungel der Digitalen Transformation

„Wir sind überzeugt, dass die beste Theorie und die beste Business-Idee nichts bringt, wenn man keinen Umsetzungsplan hat, wenn man nicht ins Handeln kommt“, erklärt Professor Dr. Stefan Stoll, Leiter des Studiengangs Wirtschaftsinformatik an der DHBW Villingen-Schwenningen. Drei Monate ist es her, seit er gemeinsam mit Professor Dr. Dörn von der Hochschule Furtwangen (HFU) das Buch »Digitale Intelligenz« veröffentlich hat. „Studierenden, aber auch Praktiker, benötigen Handlungskonzepte. Dies möchten wir in Form von Denkwerkzeugen bieten, die praktische Wege zur Transformation des bisherigen analogen und Industrie-geprägten Geschäftsmodells in die digitale Welt aufzeigen.“

Das Sachbuch, das in interdisziplinärer Zusammenarbeit entstand, findet an der DHBW Villingen-Schwenningen im Studiengang »Wirtschaftsinformatik« und im Studienbereich »BWL – Digital Business Management«, sowie an der HFU im Master-Studiengang »Ingenieurs-Psychologie« Anwendung. Die beiden Dozenten der Schwenninger Hochschulen möchten ihre praxisnahe Forschung nutzen: „Im Studiengang Wirtschaftsinformatik an der DHBW Villingen-Schwenningen analysieren wir die Konzepte und Handlungen der Silicon-Valley-Vordenker und arbeiten deren, für die Unternehmen relevanten Inhalte heraus. Das möchten wir den regionalen Unternehmen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg zeigen. Klassische Industrieunternehmen können so Chancen und Potenziale der Digitalisierung entdecken, die bis dato oftmals unbekannt waren

Was bedeutet Freundschaft?

Internationaler Tag der Freundschaft am 30. Juli 2021

Die unten aufgeführten Aussagen zum Thema Freundschaft aus dem Bekanntenkreis der Autorinnen zeigen, dass Menschen ihren Freund*innen mit Respekt, Wertschätzung und Vertrauen begegnen. Eine solche Haltung beruht vor allem darauf, sich gegenseitig Raum zu geben: Raum für Gefühle und Emotionen, sowie Raum für achtsames Zuhören und positive Zuwendung. Werte wie Empathie, Wertschätzung und Vertrauen beschreiben grenzachtendes Verhalten und bilden eine wichtige Basis für Freundschaften. Grenzachtendes Verhalten spielt jedoch auch über Freundschaften hinaus eine bedeutende Rolle im Umgang mit anderen Menschen.

Was bedeutet Freundschaft für Dich?

Für uns im »A-Team« der DHBW Villingen-Schwenningen ist die Freundschaft Kern des Umgangs mit unseren Mitmenschen. Das »A-Team« setzt sich für grenzachtendes Verhalten an der Hochschule, aber auch in der Gesellschaft ein. Aufgrund dessen möchten wir, anlässlich des Internationalen Tag der Freundschaft am 30. Juli, auf zwischenmenschliches, grenzachtendes Verhalten aufmerksam machen und für die Bedeutung von gegenseitiger Wertschätzung und der Empathie im Kontakt mit anderen sensibilisieren. Wenn wir uns respektieren und unsere Individualität anerkennen, achten wir unsere Mitmenschen: wir achten unsere Lebenswelt, unsere Grenzen und vor allem unsere Persönlichkeit.

Besonders in Freundschaften ist es wichtig, Freund*innen zu signalisieren: „Du bist gut so, wie du bist“. Durch diese Botschaft und durch einen grenzachtenden, wertschätzenden Umgang miteinander werden Freund*innen zu Personen, mit denen man Höhen und Tiefen durchlebt, auf gegenseitige Unterstützung vertrauen kann und gemeinsame Erinnerungen teilt.

Alexandra, Melissa, Milena
für das A-Team

 

(Angaben über Person, Geschlecht, Alter, Herkunft, Gesundheit, sexuelle Orientierung wurden gemacht, um die Vielfalt der Menschen aufzuzeigen, nicht aber, um die Menschen auf diese Merkmale und Stereotypen zu reduzieren.)

Neuzugänge im Sekretariatsteam der Fakultät Sozialwesen

Seit Juli 2021 ergänzen Nicole Huber, Lea Müller und Sabine Schrenk das Sekretariatsteam der Fakultät Sozialwesen.

Nicole Huber ist Ansprechpartnerin für die Studienbereiche »Soziale Arbeit im Gesundheitswesen« sowie »Psychische Gesundheit und Sucht«.
Nach ihrer erfolgreich bestanden Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagment übernimmt Lea Müller die Studienbereiche »Jugend-, Familien- und Sozialhilfe« sowie »Netzwerk- und Sozialraumarbeit«.
Sabine Schrenk betreut den Studienbereich »Soziale Arbeit - Menschen mit Behinderung«.

 

Professor Dr. Aaron Leander Haußmann lehrt BWL - Marketing und Vertrieb an der Fakultät Wirtschaft

Mein Name ist Aaron Leander Haußmann. Seit dem 1. Juli 2021 bin ich als Professor für Betriebswirtschaft, insbesondere in den Bereiche Marketing und Vertrieb an der DHBW Villingen-Schwenningen tätig. Nach meinem Studium der internationalen Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt »Marketing« war ich rund 15 Jahre im Vertrieb und der Geschäftsentwicklung eines führenden Herstellers für Energie- und Antriebsysteme am Bodensee aktiv. Während dieser Zeit interessierte mich immer stärker, weshalb sich B2B-Kunden für einen Kauf entscheiden und welche Einflussfaktoren sich mit unterschiedlicher Intensität auf den Entscheidungsprozess auswirken. In meiner nebenberuflichen Promotion in Salzburg und Riga befasste ich mich daher mit der Erforschung von industriellem Kaufverhalten, und in diesem Zusammenhang speziell mit der Wirkung von Marken auf Kaufentscheidungen.
Parallel zu meiner Industrietätigkeit war ich bereits seit 2014 an der DHBW Villingen-Schwenningen, sowie zeitweise an der DHBW Ravensburg, als Dozent für Vertriebscontrolling und technischen Vertrieb tätig. Dies stärkte meine Begeisterung für das duale Studienkonzept und den Wunsch, hauptberuflich an die DHBW zu wechseln. An der DHBW Villingen-Schwenningen habe ich besonders die spannenden Partnerunternehmen, die Wirtschaftsstruktur der Region, wie auch die offene und familiäre Atmosphäre am Standort schätzen gelernt.

Nun freue ich mich darauf, meine Erfahrung aus Forschung und Praxis an der DHBW Villingen-Schwenningen einzubringen.

Professorin Dr. Sabrina Kummer zur Studiengangsleiterin »RSW - Steuern und Prüfungswesen« ernannt

Professorin Dr. Sabrina Kummer kann bereits viele Stationen ihrer akademischen Laufbahn an der DHBW Villingen-Schwenningen verzeichnen: Angefangen mit dem Abschluss Bachelor of Arts »RSW - Steuern und Prüfungswesen« im Jahr 2011, führte ihr Weg vier Jahre später als akademische Mitarbeiterin zurück zur DHBW Villingen-Schwenningen. Anschließend übernahm Kummer 2019 die Vertretungsprofessur für Betriebswirtschaftslehre in den Studiengängen »RSW - Steuern und Prüfungswesen« sowie »RSW-Wirtschaftsprüfung«. Parallel dazu erwarb sie als Steuerberaterin in einer großen mittelständischen Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Stuttgart die praktischen Erfahrungen, die nun auch die fundierte Basis für ihre Tätigkeit an der DHBW Villingen-Schwenningen bilden. Seit dem 1. Juli 2021 ist Kummer Professorin für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Fakultät Wirtschaft und wurde noch im selben Monat zur Studiengangsleiterin des Studiengangs »RSW - Steuern und Prüfungswesen« ernannt. Beginnend am 1. Oktober 2021 wird sie damit als Nachfolgerin von Prof. Dr. Michael Scheel das Leitungsteam des Studiengangs neben Prof. Dr. Paula Wellmann und Prof. Dr. Clemens Wangler komplettieren.

Kummers fachliches Interesse gilt schwerpunktmäßig der Erbschaft- und Schenkungsteuer sowie dem Bewertungsrecht und dabei insbesondere der Gestaltung und Strukturierung von Unternehmensnachfolgen: „Ein Schnittstellenbereich, in dem zahlreiche steuer(recht)liche Interdependenzen bestehen und der wegen seiner hohen Regelungsdichte einer sorgfältigen Planung bedarf. Das hat mich schon während meiner Promotion fasziniert“, so Kummer. Daneben umfasst ihr Lehrveranstaltungsspektrum Vorlesungen zur betriebswirtschaftlichen Steuerlehre, zur handels- und steuerrechtlichen Bilanzierung sowie Veranstaltungen zum internationalen Steuerrecht, das mit seiner Komplexität und häufigen Neuerungen ein spannendes Betätigungsfeld für Forschung und Lehre bietet.

 

Geschlechtsspezifische Gewalt im Kontext von Flucht und Migration – Ansätze für die Gewaltprävention

„Häusliche Gewalt zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Sie kann jede*n betreffen“, erklärt Alexander Stotkiewitz, Mitarbeiter der Abteilung für Chancengleichheit und Diversity der Stadt Stuttgart. Stotkiewitz sprach als einer der Gastreferenten des zwölften und letzten Vortrags »Geschlechtsspezifische Gewalt im Kontext von Flucht und Migration – Ansätze für die Gewaltprävention« der Reihe »Gender & Diversity«. Neben Stotkiewitz waren Mohammad Naser Rostami und Mohamad Abdullah als Referenten zu Gast. Beide begleiten als ehrenamtliche Mitarbeiter das Projekt »Mit Migrant*innen für Migrant*innen (MiMi)«, das seit 2020 von der Stadt Stuttgart gefördert wird und als Ansatz in der Vorlesung vorgestellt wurde. Teil des Ansatzes sind ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die selbst Flucht- und/oder Gewalt erfahren haben, und sich zu Gewaltschutzmentor*innen schulen lassen. Eben diese Schulung durchliefen Rostami und Abdullah. Im Rahmen der Veranstaltung berichteten sie von ihrer Arbeit, für sie wichtige Punkte im Umgang mit Menschen mit Fluchterfahrung, von kulturellen Unterschieden und was sie angehenden Sozialarbeitenden mit an die Hand geben möchten.

Die Arbeit gegen häusliche Gewalt mit Geflüchteten wird von diversen Punkten beeinflusst. So können die Personen von ihren Erfahrungen traumatisiert oder durch die neue Situation in einem anderen Land verunsichert sein. Ihr Verständnis von Gewalt ist meist kulturell geprägt und »Züchtigungen« im eigenen Haushalt gehören eventuell nicht für sie dazu. Dazu kommen sprachliche Barrieren und Unwissenheit über verschiedene Hilfsangebote. Stotkiewitz erläutert dazu seine Methode der »Gender-Plus-Brille«. Personen und häusliche Gewalt werden durch diese Brille in einer Vielfalt von Dimensionen betrachtet. In Bezug auf das »MiMi Projekt« ist sowohl die ethische als auch kulturelle Dimension von großer Bedeutung.

Rostamis Arbeit beinhaltet die Beratung und Begleitung von Menschen mit Fluchterfahrung. Die Gespräche finden meist in den Wohnungen oder Unterkünften der Betroffenen statt. Dies ermöglicht Einblicke in die Lebensweisen, die ein bloßes Gespräch vielleicht nicht geschaffen hätte. Geduld und eine gute Beziehung zu den Personen sind wichtige Bestandteile seiner Arbeit. Abdullah hilft unter anderem im Männer-, Frauen- und Familienkaffee mit. Bei dieser Arbeit hat er die Möglichkeit Vertrauen aufzubauen und somit zu den Betroffenen durchzudringen. In der Vorlesung schilderte er außerdem seine persönlichen Erfahrungen und welche positiven Auswirkungen die kulturelle Anpassung seines Familienlebens hat.

Abschließend möchte Rostami den Teilnehmenden der Veranstaltung noch einmal deutlich machen: „Menschen verlassen ihr Land nicht ohne Grund. Wir sind verletzlich, wir sind viel verletzt worden. Es ist wichtig, uns nicht aufzugeben.“

Von Celine Häcker

Soziale Arbeit und sexualisierte Gewalt

Nach dieser Vorlesung habe ich vor allem diese wertvolle Erkenntnis: Wir als Gesellschaft haben es in der Hand, das Thema der sexualisierten Gewalt zu enttabuisieren. Ich frage mich daher, welche Komponenten bei dieser komplexen und herausfordernden Aufgabe mitwirken; was ermutigt uns eine stetige Enttabuisierung zu entwickeln und aufrecht zu erhalten? Welche Rolle spielen dabei Sozialarbeitende?

Der Begriff »Tabu« wird im deutschen Sprachgebrauch als etwas beschrieben, das u.a. verbietet, über Dinge zu sprechen oder Dinge zu tun. Tabus sind somit etwas Unausgesprochenes, was im Umkehrschluss den ersten Schritt zur förderlichen Enttabuisierung sichtbar werden lässt: Wir müssen dem Unausgesprochenen Raum geben, indem wir es an- und aussprechen. An dieser Stelle sollten wir als Gesellschaft, insbesondere wir als Sozialarbeitende, den Leitsatz „Prävention schützt vor Intervention“ verinnerlichen. Es muss also ein fortdauernder Prozess geschaffen werden, der Menschen in unserer Gesellschaft eine Bandbreite an Aufklärung bietet. Angefangen im Kindesalter über die Jugend bis hin zum Erwachsenenalter; Aufklärung beginnt erst dann, wenn ein Bewusstsein dafür geschaffen wird. Und weil sexualisierte Gewalt leider überall passieren kann, sollte meiner Meinung nach auch überall ein solches Bewusstsein geschaffen werden wie bspw. im familiären Rahmen, am Arbeitsplatz, in Vereinen und unterschiedlichsten Institutionen.  Wichtig hierbei ist, dass Risikofaktoren minimiert und Schutzfaktoren gestärkt werden. Nicht selten sind Opfer sexualisierter Gewalt ihrem Schamgefühl ausgesetzt oder leiden unter dissoziativen Störungen. Oftmals geben sie sich selbst die Schuld, denken sie hätten dazu beigetragen oder haben Angst, dass sie immer wieder auf das Geschehene reduziert oder darauf angesprochen werden. Folglich wird das Erlebte von vielen Betroffenen verdrängt und zum Tabu. Wir als Sozialarbeitende haben an dieser Stelle den Auftrag genau hinzusehen, mit den Betroffenen zu reden und nachzufragen, was passiert ist. Wir sollten das subjektive Befinden der Thematik erkennen. Ein wichtiges Instrument ist eine empathische Grundhaltung und das aufmerksame Zuhören ohne jegliche Wertung. Des Weiteren ist eine Wertschätzung gegenüber der betroffenen Person als Erfahrungsexpert*in von großer Bedeutung. Auch soll das Gefühl von Glaubwürdigkeit vermittelt werden. Dieses Empfinden kann durch Sozialarbeitende verstärkt werden, indem weitere Schritte zur Aufarbeitung der gewaltvollen Erfahrung aufgezeigt werden und dem Gegenüber deutlich gemacht wird, dass dieser emotionale Weg nicht allein bestritten werden muss.

Die »#metoo-Bewegung« und der sexuelle Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche zeigen, was passiert, wenn eine betroffene Person ihr Schweigen bricht: es trauen sich immer mehr, persönliche Erlebnisse und Gewalterfahrungen werden öffentlich und Opfer rechnen mit ihren Täter*innen ab. Ich habe das Gefühl, dass die Enttabuisierung in unserer heutigen Gesellschaft eher ins Rollen kommt als es noch vor zehn Jahren der Fall war. Menschen schaffen ein Bewusstsein, indem sie ihre persönlichen Geschichten teilen und anderen Mut machen es ihnen gleich zu tun. Solche Menschen fungieren meines Erachtens als Vorbildfunktion, da sie sich ihrer Angst stellen und sich ihrem Erlebnis zur Wehr setzen. Sie tragen einen wesentlichen Teil zur allgemeinen Aufklärung dieser Thematik bei.

Ich wünsche mir für die Zukunft sehr, dass solche »Tabuthemen« andauernd thematisiert werden. Soziale Medien, Tagesblätter oder das Fernsehen haben eine enorme Reichweite und könnten so viel mehr Menschen – egal welchen Alters – erreichen und wachrütteln. Ich weiß aber auch, dass ich selbst einen Beitrag dazu leisten kann. Ich kann mit Familie und Freunden enttabuisierende Gespräche führen, auf meinen Social-Media-Kanälen aufmerksam machen und noch so viel mehr. Ich fühle mich nach dieser Vorlesung ehrlich gesagt dazu verpflichtet, als Betroffene und angehende Sozialarbeiterin einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ich bin wertvoll mit meinen Erfahrungen und kann vermutlich vielen anderen Personen helfen. Meine Erkenntnis: Dafür, dass so viel passiert, passiert viel zu wenig!

 

Von Priska Müller

Publikationen

Kummer, S.; Höreth, U.; Stelzer, B.: Aufräumarbeiten vor der Bundestagswahl? Teil II: Abzugsteuerentlastungsmodernisierungsgesetz, Share Deals, Grundsteuerreform-Umsetzungsgesetz, in: DStZ 2021, Seite 518-529

Siebert, J.; Ivzhenko-Siebert, A.: Anmerkung zum Beschluss des BFH v. 03.03.2021- IR 32/17; in: Diskussionsbeiträge des Studiengangs Steuern und Prüfungswesen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen 13/2021, hrsg. von C. Wangler, 10 Seiten

Sommer, B.: Ausgewählte Orientierungshilfen für sozialpädagogisches Denken und Handeln. Eine Einführung für Studierende und Lehrende der Sozialen Arbeit und Sozialwirtschaft. Engelsdorfer Verlag Leipzig 2021

Stoll, S.; Dörn, S.: Digitale Intelligenz. Das Betriebssystem für Digitale Revolutionäre, Springer Verlag 2021