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Neue Kooperationspartnerschaft

der DHBW Villingen-Schwenningen mit der Universität Konstanz, der PH Thurgau & der HTWG Konstanz

Seit Februar 2022 geht die DHBW Villingen-Schwenningen eine Kooperationspartnerschaft mit dem an der Universität Konstanz angesiedelten "Binationalen Zentrum für Qualitative Methoden (BZQM)" ein. Im Kern der Plattform, die sämtliche Hochschultypen unter einem Dach versammelt, steht der wissenschaftliche Austausch zur qualitativen Sozialforschung.

Binationales Zentrum für Qualitative Methoden (BZQM):

Das BZQM nahm 2021 seine Arbeit als gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der Universität Konstanz und der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PH Thurgau) auf. Neben der DHBW Villingen-Schwenningen gehört die HTWG Konstanz zu den Partnerhochschulen.

Damit verbindet das BZQM unterschiedliche Fachexpertisen:

  • Universität Konstanz:
    Soziologie, Methodenlehre empirischer Sozialwissenschaft, Medienwissenschaft
  • PH-Thurgau:
    Bildungs- und Unterrichtsforschung, Medienpädagogik, Studien zur frühen Kindheit und zur Schulentwicklung
  • HTWG Konstanz:
    Kommunikationsdesign
  • DHBW Villingen-Schwenningen:
    Forschungsthemen im Kontext sozialarbeitsrelevanter Fragestellungen

Das BZQM versteht sich als interdisziplinäres Forum zur Präsentation und fachlichen Diskussion bestehender oder projektierter Forschungsvorhaben mit Schwerpunkt auf die jeweils verwendeten methodischen Herangehensweisen. Es ist Anlaufstelle für Forschungsprojekte und antragstellende Personen, insbesondere hinsichtlich qualitativer Methoden und Forschungsdatenmanagement. Dabei werden methodische Weiterentwicklungspotenziale sondiert und fundierte Methodenberatung zur Verfügung gestellt.

Zielgruppe:

Mitwirken können Antragsteller*innen neuer Forschungsvorhaben, Mitarbeiter*innen in bestehenden Forschungsprojekten, (Post-)Doktorand*innen sowie Schlüsselpersonen in der Lehre.

Ausblick:

Im weiteren Verlauf der Kooperation sind Methodenschulungen, Workshops, Summer Schools sowie ein Publikationsformat geplant. Ein Methodenlabor existiert bereits und wird weiter ausgebaut.

 

"Forschungsverbund bringt viele Vorteile mit sich"

Prof. Dr. rer. soc. Christoph Schneider, Professor für Soziale Arbeit an der Fakultät Sozialwesen, ist an der Kooperation als Wissenschaftler und Mitglied beteiligt. Im Gespräch mit der Redaktion teilt er mit, welche positiven Effekte eine hochschulübergreifende Kooperation mit sich bringt:

Redaktion: Lieber Professor Dr. Schneider, die neue Kooperationspartnerschaft der DHBW Villingen-Schwenningen mit dem BZQM ist eine tolle Nachricht! Wie kam es zur Zusammenarbeit mit den Hochschulen?

Schneider: Schon vor der Partnerschaft bestanden regelmäßige Kontakte in Form von Forschungswerkstätten unter Beteiligung der angeführten Hochschulen. Die wissenschaftliche Kooperation erfolgte zunächst auf einer informellen Basis. Da sie sich als sehr ergiebig erwies, goss man sie in der Folge in eine institutionell fest verankerte Form. Die Entstehungsgeschichte des BZQM dokumentiert damit, dass gute Forschungsstrukturen zweierlei bedürfen: Einmal selbstverständlich der Absicherung vermittels eines verlässlichen institutionellen Rahmens, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit experimenteller Erprobungsspielräume, die nicht selten der beste Weg zur Entfaltung innovativer Ansätze sind.

Redaktion: Welche Vorteile entstehen Ihrer Meinung nach durch die vier verschiedenen Hochschultypen?

Schneider: Ein solcher Forschungsverbund bringt den großen Vorteil mit sich, die eigene, der jeweiligen fachlichen Herkunft geschuldete akademische „Betriebsblindheit“ zu überwinden. Jede Wissenschaft – Sozialwissenschaft genauso wie alle anderen Wissenschaften – tut gut daran, den eigenen gewohnten Standpunkt aus anderer Perspektive relativieren zu lernen. Das gelingt am besten, indem man sich mit anderen Forschungsansätzen auseinandersetzt, und ein Forum wie das BZQM bietet dazu sehr gute Gelegenheit.

Dazu kommt, dass die vielzitierte Entstehung von „Innovation“ immer auch eines, einmal so formuliert, „kontrollierten Zufallsfaktors“ bedarf. In Disziplinen, die wir heute als „MINT“-Fächer bezeichnen, zum Beispiel Physik, Chemie, Ingenieurswissenschaften, sind viele ganz wesentliche Neuerungen und innovative Erkenntnisse letztlich auch durch „Laborunfälle“ entstanden. Und das gilt meines Erachtens ebenso für die Sozialwissenschaften. Wenn unterschiedliche Disziplinen aufeinanderstoßen – manche eher theorie-, manche eher praxisorientiert – dann können sich daraus interessante Kombinationen jenseits der zu erwartenden und gewohnten ergeben.

Was ich in diesem Sinne am BZQM sehr schätze, ist einerseits die Verpflichtung auf strenge Methodendisziplin gemäß fachlicher Standards, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, Neues zu erproben. Um ein Beispiel zu geben: Ich finde es sehr interessant, dass mit der HTWG auch das Kommunikationsdesign bei uns vertreten ist. Wenn man bedenkt, was in Zukunft unter dem Stichwort „Digitale Soziale Arbeit“, inzwischen ja auch ein Master-Studiengang am CAS, auf uns zukommen wird, dann wird Digitalisierung eben auch Medialisierung und Gestaltung entsprechender Kommunikationsplattformen bedeuten. Ebenso wird die Soziologie hier ihre Perspektive beisteuern können, zum Beispiel, wenn die Frage darauf gerichtet wird, inwiefern sich Kommunikations- und Interaktionsformen verändern, sobald sie von „leiblicher Präsenz“ auf „digitalen Austausch“ umgestellt werden. Und damit haben wir dann eine zukunftsweisende Schnittstelle zwischen Disziplinen, die ansonsten nicht allzu oft miteinander in Kontakt treten.

Schließlich darf auch nicht vergessen werden, dass hochschulübergreifende Kooperationsformen dieser Art, auch wenn die Beteiligung am BZQM hier nur ein kleiner Baustein ist, dazu beitragen können, das akademische Renommee Dualer Studiengänge innerhalb der Hochschullandschaft zu verfestigen.

Redaktion: Welche Schwerpunkte trägt die DHBW Villingen-Schwenningen zur Zusammenarbeit bei?

Schneider: Wir haben an der DHBW im Sozialwesen – aber das gilt für Wirtschaft und Technik genauso – den großen Vorteil, dass uns Forschungsfragen von unseren Partnern und Studierenden gewissermaßen „frei ins Haus“ geliefert werden. Wir können also an konkreten Problemstellungen ansetzen. Ich persönlich finde es dabei wichtig, „praxisorientierte“ Forschung nicht automatisch mit „Auftragsforschung“ gleichzusetzen. Ebenso wäre es natürlich unsinnig, Theorie und Praxis gegeneinander in Stellung zu bringen. Wie hat es der Soziologe Niklas Luhmann so schön ausgedrückt: „Nichts ist praktischer als eine gute Theorie.“ Eine Hochschule wie die DHBW, und das ist ein ganz entscheidender Beitrag, der sich aus der dualen Struktur ergibt, verfügt über einen verlässlichen empirischen Draht zur „Wirklichkeit der Gesellschaft“, und das ist ein alles andere als zu unterschätzender Vorteil. Und gleichzeitig können wir als Hochschule und damit als Teil des Wissenschaftsbetriebs die an uns herangetragenen praktischen Probleme und Fragen einer akademischen Sichtweise unterziehen.

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch!

Das BZQM ist bei der Universität Konstanz angesiedelt, eine der vier Hochschulen des Kooperationsnetzwerks. (Bild: Universität Konstanz)