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Genderkompetenz in der Lehre

Das Wort Gender hat sich als Fachbegriff für "Geschlecht" auch im deutschsprachigen Raum etabliert. Welche Selektionsprozesse mit Geschlechterstereotypen an der Hochschule und auf dem Arbeitsmarkt verbunden sind und wie das Wissen um Geschlechterdifferenzen in Lehrveranstaltungen eingebunden werden kann, waren das Thema in zwei Workshops mit dem Titel „Genderkompetenz in der Lehre“. Rund 25 Vertreterinnen und Vertreter der Hochschulleitung, Professorinnen und Professoren, akademische Mitarbeitende und Lehrbeauftragte der Fakultäten Sozialwesen und Wirtschaft nahmen an den Veranstaltungen teil, die von Prof. Dr. Ingelore Welpe geleitet wurden. Die Dozentin aus Kiel lehrt und forscht bereits seit Jahren zu Genderfragen und berät darüber hinaus zahlreiche Führungskräfte von Unternehmen. Genderkompetenz ist der reflektierte Umgang mit sozial konstruierten Differenzen zwischen Geschlechtergruppen. Die Entwicklung von Genderkompetenz zielt auf den Abbau sozialer Ungleichheit, sexistischer Diskriminierung sowie von Stereotypen und ermöglicht damit ein vorurteilsbewusstes Handeln. Dies setzt einerseits Wissen über die Gestalt sozialer und kultureller Geschlechterverhältnisse und deren Ursachen voraus sowie andererseits die Fähigkeit, dieses Wissen auf den Alltag zu übertragen, indem Maßnahmen und Entscheidungen differenzsensibel gestaltet werden. Dabei müssen Bedürfnisse von Menschen in ihren vielfältigen Lebenslagen analysiert und vergeschlechtlichte Strukturen im Studium, in Organisationen und am Arbeitsplatz im Hinblick auf Privilegien und Benachteiligungen hinterfragt werden. Die Frage nach Ein-und Ausschlüssen ist vor allem deshalb wichtig, weil Geschlecht eine Strukturkategorie ist, die dazu beiträgt, dass gesellschaftliche Partizipationschancen auch in der heutigen Zeit ungleich verteilt sind. So sind auf dem Arbeitsmarkt trotz ihrer mittlerweile sehr hohen Qualifizierung Frauen weiterhin benachteiligt, was Karriere- und Verdienstmöglichkeiten betrifft. Dies hängt zum Teil mit der Wirkmächtigkeit von Geschlechterstereotypen zusammen, die Chancen im Studium, bei der Integration in den Arbeitsmarkt und hinsichtlich weiterer Karriereverläufe maßgeblich beeinflussen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Beispiele, wie Genderaspekte in die Lehre aber auch in die Studiengangsentwicklung und die Organisation der Hochschule integriert werden können, damit die Hochschulen ihrem Chancengleichheitsauftrag nachkommen, den Studienerfolg und die Integration in den Arbeitsmarkt für alle gleichermaßen zu befördern und Benachteiligungen abzubauen. Die Workshops waren  ein vom Präsidium und der zentralen Gleichstellungsbeauftragten Prof. Brigitte Reinbold finanziertes Angebot der DHBW Villingen-Schwenningen im Rahmen der projektbezogenen Zielvereinbarungen mit den Standorten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Organisiert wurde sie von den Professorinnen der Fakultät Sozialwesen Brigitte Reinbold und Dr. Barbara Schramkowski. Im Nachgang entwickelten sie gemeinsam mit ihrer neuen Kollegin Prof. Dr. Sandra Smykalla und Prof. Dr. Ingelore Welpe weitere Ideen zur systematischen Integration des Themas in Lehrangebote der Fakultäten. Das breite Interesse am Thema „Genderkompetenz“ sowie der rege und konstruktive Austausch – auch vor dem Hintergrund verschiedener Zugänge, Wissensbestände und disziplinärer Fachkulturen – hat gezeigt, dass mit den Workshops erste richtige Schritte für mehr Chancengleichheit an der DHBW gemacht wurden.