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Tagung war ein Publikumsmagnet

Zwei herausragende Vorträge prägten die Tagung "Geflüchtete Menschen in Deutschland - Herausforderungen für die Soziale Arbeit" in der vergangenen Woche. Die Tagung richtete sich an Akteure in der Flüchtlingsarbeit. Vertreter vom Regierungspräsidium, dem Deutschen Roten Kreuz, von Landkreis, Diakonie, Caritas und Refugio waren gekommen, um sich die wissenschaftlichen Beiträge anzuhören und im Anschluss in Workshops zu Themen wie Netzwerkbildung, bürgerschaftliches Engagement, Traumapädagogik oder Rassismus mitzuwirken. Zunächst ging Prof. Dr. Süleyman Gögercin auf die Spannungsfelder für die Soziale Arbeit angesichts der Flüchtlingssituation ein. Während die Kommunen für die Versorgung und Unterbringung der Geflüchteten zuständig seien, übernehme das Land die Flüchtlingssozialarbeit, zu der beispielsweise die Einhaltung der Schulpflicht gehöre. Die Aufgaben der Sozialen Arbeit stünden zwischen Hilfe und Kontrolle, sagte der Sozialwissenschaftler. Er stellte die Frage, wie sich professionelle Sozialarbeit und ehrenamtliches Engagement sinnvoll ergänzen können und plädierte für die Schaffung nachhaltiger Strukturen. "Es herrscht Informationsdefizit unter der Bevölkerung", so Gögercin. Daher sollten Sozialarbeitende mit Bürgerinnen und Bürgern in den Dialog treten und über ihre Arbeit mit Geflüchteten informieren, da sonst die Stimmung zu kippen drohe. Mit den Worten "ich habe mich entschieden, Sie heute mit der Realität zu konfrontieren", bereitete Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan die Zuhörer auf die dann folgenden bewegenden und und zugleich schockierenden Schilderungen vor. Der Orientalist und Psychologe kümmert sich bereits seit dem vergangenen Jahr um traumatisierte Jesidinnen, die vom sogenannten Islamischen Staat (IS) entführt und als Sexsklaven verkauft worden waren und im Rahmen eines Sonderkontingents vom Land Baden-Württemberg aufgenommen wurden. Von Sklavenmärkten in Kinosälen, massenhaften Vergewaltigungen und Erschießungen war in dem Vortrag die Rede. Diese durch Menschen willentlich verursachten Ereignisse können bei den Betroffenen posttraumatische Belastungsstörungen und eine Persönlichkeitsveränderung zur Folge haben, verdeutlichte Jan Kizilhan. Albträume, Wut, Angststörungen, Depressionen, Suizidalität oder Drogensucht können krankenheitsmäßig auftreten. Sozialarbeiter müssten lernen, damit umzugehen, aber auch, sich abzugrenzen. "Eine gesunde Distanz ist wichtig", sagte der Professor.  Das gelungene Tagungskonzept von Theorie und Praxis sowie die Aktualität des Themas fanden den Zulauf von zahlreichen Teilnehmenden. Einigen Interessierten musste aufgrund der begrenzten Platzanzahl sogar leider abgesagt werden.