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„Im Moment fahren viele Anleger eine Doppelstrategie: Aktien und Gold“

Ein Rückblick auf Spekulanten und Spekulationsblasen

Ein Campus Abend der DHBW Villingen-Schwenningen am 11. November 2019 thematisierte große Spekulationsblasen der vergangenen 400 Jahre und verortete die momentanen Entwicklungen der Kryptowährung »Bitcoin«. Von nur wenigen US-Cents pro Bitcoin schoss die Währung auf knapp 20.000 US-Dollar im Dezember 2017, um im Anschluss um mehr als 80 Prozent abzustürzen.  

„Zunächst stellt sich die Frage, was definiert eine Blase an den Rohstoff-, Finanz-, oder Aktienmärkten?“ Professor Dr. Torsten Dennin folgte in seinem Vortrag der gängigen Auffassung. Als Spekulationsblase wird demnach in der Makroökonomie eine Marktsituation bezeichnet, in der die Preise eines oder mehrerer Handelsgüter, Vermögensgegenstände (Immobilien, Aktien oder Anleihen) bei hohen Umsätzen über ihrem inneren Wert liegen. Im Falle von Spekulationsblasen ist ein wiederkehrendes Muster auf den Märkten zu beobachten, das sich durch schnell stark steigende Preise auszeichnet, die innerhalb kurzer Zeit wieder zusammenbrechen.

„Die größte Spekulationsblase der vergangenen Jahrhunderte war die Tulpenmanie in den Niederlanden im 17. Jahrhundert. Die Tulpe galt als begehrtes Statussymbol einer aufstrebenden bürgerlichen Gesellschaft. Der Preis für seltene Tulpen, aber auch Tulpenzwiebeln, stieg rasch ins Extreme und überstiegen den intrinsischen Wert bei weitem. Dieser Trend hielt nur kurz an und die Preise brachen abrupt ein“, referierte Dennin. Interessant zu beobachten war, dass diese Blase über Jahrhunderte als größte Blase galt. Abgelöst wurde sie 2017 vom »Bitcoin«. 2009 wurde dessen intrinsischer Wert erstmals in einen realen Wert umgewandelt, als mit mehreren Bitcoin eine Pizza bezahlt wurde. Von diesem Zeitpunkt an lässt sich ein idealtypischer Verlauf einer Spekulationsblase etwa nach dem fünfstufigen Modell der Ökonomen Hyman Minsky und Charles Kindleberger beschreibt. Anfang Januar 2017 wurde der Bitcoin zu 985 US-Dollar gehandelt. Am 25. September 2017 bereits zu 4.161 US-Dollar und der Trend stieg weiter an bis knapp unter 20.000 US-Dollar in der zweiten Dezemberwoche. Ende der dritten Dezemberwoche fiel der Bitcoin auf knapp 14.000 US Dollar, was einen Wertverlust von circa einem Viertel innerhalb einer Woche darstellt. Der Abwärtstrend hielt weiter an bis zu einem Wert von rund 3.200 US-Dollar Anfang 2019.

„Korrekturen von bis zu 80 Prozent sind historisch betrachtet keine Seltenheit“, so Dennin, und „wenn Sie sicher gehen wollen, kein Geld zu verlieren“, schmunzelte Dennin „dürfen Sie kein Geld investieren. Blasen sind Teil des kapitalistischen Systems.“

„Derzeit“, so der Experte „fahren viele Anleger eine Doppelstrategie; sie legen in Aktien und Gold an. Ein breit angelegtes Invest, also in verschiedene Rohstoffe und Aktien in sein Portfolio aufzunehmen, ist meist sinnvoll. Lediglich von Anleihen würde ich momentan Abstand nehmen.“

Professor Dr. Torsten Dennin lehrt an der EBC Hochschule Düsseldorf und in Berlin Volkswirtschaftslehre. Er ist Leiter der Vermögensverwaltung von Asset Management Switzerland AG in Zürich und besitzt aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit im Bereich Finanzen und Wirtschaft eine umfassende Kapitalmarktexpertise. Sein neues Buch »Von Tulpen zu Bitcoins: Eine Geschichte der größten Finanzblasen und wie man sie erkennt« ist im August 2019 erschienen.

Organisiert wurde der Campus Abend von BWL – Bank Studiengangsleiter, Prof. Dr. Marcus Vögtle, der sich am regen Interesse des gewählten Themas sehr freute.

Professor Dr. Marcus Vögtle und Professor Dr. Torsten Dennin (Bild: DHBW Villingen-Schwenningen).