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Herausforderungen und Lösungen für das Personalmanagement von morgen

Kongress des Studiengangs »BWL – Industrie« bietet Einblicke in innovative Ansätze als Mittel gegen den Fachkräftemangel

Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. Offene Stellen bleiben länger unbesetzt, werden gar nicht oder an ungeeignete Fachkräften vergeben – dabei sind es Fachkräfte, die Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit sowie Innovation sichern. Im Rahmen des Kongresses »Wege zum Erfolg – Strategien für das Personalmanagement von morgen« der DHBW Villingen-Schwenningen präsentierten Expert*innen unterschiedlicher Branchen innovative Ansätze als Mittel gegen den Fachkräftemangel. Über 100 Gäste, darunter Vertreter*innen Dualer Partner, dual Studierende und Hochschulangehörige, folgten der Einladung der Leiter*innen des Studiengangs »BWL – Industrie«, Professor Dr. Harry Giesler, Professorin Dr. Petra Stellmach und Professor Dr. Lothar Wildmann, sowie Professor Dr. Michael Hudetzka, Professor für Personalmanagement. Neben der Wissensvermittlung nutzten die Gäste die Chance zum Netzwerken und dem regen Austausch von Best-Practice-Beispielen.

„Wir durften in den vergangenen Jahren einen verstärkten Studierendenzulaufim Wahlfach Personalmanagement beobachten. Deutlich über ein Drittel der Studierenden im Studiengang »BWL – Industrie« entscheiden sich derzeit für den Studienschwerpunkt, der neben Marketing und Vertrieb sowie Materialwirtschaft und Logistik im fünften Semester zur Wahl steht. Nicht zuletzt diese Entwicklung verdeutlicht, welchen Stellenwert das Thema innerhalb der Unternehmen einnimmt“, eröffnete Giesler die Veranstaltung.

Eine wissenschaftliche Basis bot Hudetzka, der in seinem Beitrag die vergangene und zukünftige Entwicklung des Personalmanagements skizzierte. Lösungen für den Fachkräftemangel sieht der Professor für Personalmanagement auch in einer nachhaltigen Personalarbeit:„Zur Care-Arbeit der Unternehmen zählen die Unterstützung einer Work-Life-Balance, die Gesundheitsförderung und -wahrung der Mitarbeitenden, aber auch das Angebot, Kompetenzen stetig weiterzuentwickeln und so die Arbeitsmarkfähigkeit der Fachkräfte zu erhalten.“ Insbesondere seitens der Generation Z käme darüber hinaus verstärkt der Wunsch nach einer Sinnhaftigkeit der Tätigkeit auf. „Antworten können Unternehmen bieten, indem sie klar kommunizieren, welchen gesellschaftlichen Beitrag ihre Mitarbeitenden leisten, welche Rolle sie im Unternehmenserfolg spielen und wie sie selbst von ihrer Arbeit profitieren können.“

Erwin Staudt blickt auf eine beeindruckende Karriere unter anderem als ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung der IBM-Deutschland GmbH und früherer Präsident des VfB Stuttgart zurück. Am Kongress teilte er seine umfangreichen Erfahrungen mit den Teilnehmenden und fokussierte sich dabei auf die Planbarkeit von Erfolg. „Fleiß, Enthusiasmus und eine gute Kommunikationsfähigkeit bilden die Grundpfeiler beruflichen Erfolgs und sind von weit größerer Bedeutung als Fachkompetenz, die von jeder Person erlernt werden kann“, so Staudt. Entscheidend zum Unternehmenserfolg beitragen würde zudem die richtige Mitarbeitendenführung. „Wer Menschen führen will, muss hinter ihnen gehen“, zitierte er den chinesischen Philosophen Lao Tse getreu dem Motto ‚Leadership through Serviceship‘.

Als Alumna der DHBW Villingen-Schwenningen undAusbildungsverantwortlichebei B. Braun, einem langjährigen Dualen Partnerder DHBW, referierte Kathrin Benzing über die Rolle der Ausbildung im Unternehmen. Auch sie bestätigte die Bedeutung überfachlicher Kompetenzen und erläutert: „Ausbildung bedeutet, dass genügend Zeit vorhanden ist, in das Unternehmen hineinzuwachsen und seine Werte,Produkte und Prozesse kennenzulernen.“ Richtig umgesetzt bilde die betriebliche Ausbildung die wichtigste Säule der Nachwuchskräftesicherung und gewährleiste darüber hinaus handlungsfähige Mitarbeitende. Dabei setze B. Braun auf Flexibilität, Modularität,Individualität und den richtigen Fokus. Mit dem Konzept der Lernprozessbegleitung würden Stärken der Auszubildenden und dual Studierenden so gezielt gefördert und eingesetzt.

Geschäftsführer der Agentur teufels aus Rottweil, Pascal Teufel, präsentierte anhand realer Fallbeispiele aus dem Agenturalltag die Herangehensweisen an den Aufbau einer Arbeitsgebermarke, dem Employer Branding, und die operativen Maßnahmen zur Personalgewinnung, dem Personalmarketing.„Employer Branding ist ein Langstreckenlauf – kein Sprint“, betonte er. Die genaue Analyse der Arbeitgebermarke, etwa durch Befragungen der Mitarbeitenden, gehe dabei Hand in Hand mit der Konzeptionder Kommunikationsstrategie und der kreativen Leitidee. Als Agentur setze teufels auf die Erarbeitung von fokussierten Kernbotschaften, ihre Authentizität und Einzigartigkeit. „Zur erfolgreichen Kommunikation gehört auch Mut“, so Teufel.

Florian Hermann schloss 2014 seinen Bachelor im Studiengang »BWL – Industrie« an der DHBW Villingen-Schwenningen ab und ist seit 2022 als Personalleiter beim Sport Club Freiburg e.V. tätig.In seinem Vortrag stellte der Alumnus konkrete Vorgehensweisen zur Priorisierung des externen Mitarbeitendenbedarfs und zu dessen Bearbeitung vor. „Mit sinnvollen Aktivitäten, Ansätzen und Ressourcen kann der Aufbau einer Talent AcquisitionStrategie gelingen“, so Hermann. Empfehlen könne er Workshops, in denen gezielt die Verfügbarkeit und strategische Relevanz von Talenten analysiert und daraufhin die passende Strategie entwickelt wird.

„Wir freuen uns sehr, dass der Industriekongress Inspiration für die Teilnehmenden bieten konnte“, so Stellmach. Wildmann ergänzt: „Vielen herzlichen Dank an alle Beteiligten und Gäste für die gelungene Veranstaltung!“

Gäste des Industriekongress im März 2024
Welche Lösungsstrategien können dem Fachkräftemangel entgegenwirken? Antworten darauf erhielten Teilnehmende des Industriekongresses in spannenden Beiträgen der Referent*innen. (Bild: Honacker/DHBW Villingen-Schwenningen)