"Hallo, hier ist NoA"
Alumna der DHBW Villingen-Schwenningen Jasmin Aboudhaq ruft Hilfsangebot im Falle von Belästigung ins Leben
In der Disco, im Park oder am Arbeitsplatz: Belästigung kann jede*n und überall treffen. „Natürlich spielen Clubs in der Zeit der Corona-Pandemie eine untergeordnete Rolle, aber auch in der Bahn, beim Einkaufen oder im Internet kann es dazu kommen, dass eine Person angesprochen wird und dies als unangenehm oder grenzüberscheitend empfindet“, berichtet Jasmin Aboudhaq. Dagegen möchte sie etwas unternehmen und rief im Januar eine Aktion ins Leben, die bereits in kurzer Zeit viel Aufsehen erregt: »NoA«, die »Nummer ohne Anruf«.
Lernprozesse und Reflexion anstoßen
„Ich selbst habe auch schon mal eine falsche Nummer herausgegeben. Irgendwann dachte ich mir aber: »Das kann doch nicht die Lösung für das Problem sein«. Wie könnte man die Person auf das unwohle Gefühl aufmerksam machen und gleichzeitig ein Reflexionsprozess anstoßen, der womöglich dazu führt, das Handeln nachhaltig zu verändern?“, erklärt die Absolventin der DHBW Villingen-Schwenningen.
„Angestoßen wurde die Idee letztendlich durch eine ähnliche Erfindung aus den USA. Ich war sofort begeistert davon!“ Kurz entschlossen machte sich die Studentin an die konzeptionelle Ausarbeitung. Die Idee ist: eine unfreiwillig angesprochene Person kann sich seinem oder ihrem gegenüber mit dem Namen »NoA« vorstellen. Wieso gerade »NoA«? Neben der Abkürzung für »Nummer ohne Anruf«, nennt Aboudhaq noch einen weiteren Grund: „Mir war es wichtig, einen geschlechtsneutralen Namen zu wählen. Männer sind ebenso von Belästigung betroffen, wie Frauen.“ Für den Fall, dass sich die Person nicht nur mit dem Namen zufriedengibt, greift Aboudhaqs genderneutrales Konzept. Betroffene geben statt ihrer eigenen Nummer die »Nummer ohne Anruf« heraus: 015753024990. Nimmt die Person dann Kontakt auf, erfährt er oder sie von »NoA«, dass sich die Person unwohl fühlte und erhält den Link zur Webseite mit weiterführenden Informationen.
Die Idee, eine Alternativ-Nummer statt der eigenen herauszugeben, ist auch in Deutschland kein Novum. Jedoch ist Aboudhaqs Ansatz nachhaltiger Natur. Beeinflusst hat sie mitunter der Inhalt ihres Studiums der Sozialen Arbeit an der DHBW Villingen-Schwenningen: „Mein Ziel war es, ohne Vorwürfe oder Unterstellungen einen Lernprozess anzuregen, der zu einem sensibleren Miteinander führt. Jeder Mensch hat seine eigenen Grenzen. Die Person, die aufgrund grenzüberschreitenden Verhaltens eine Nachricht von »NoA« erhält, wird darauf aufmerksam gemacht, das nächste Mal nach den Grenzen anderer Menschen zu fragen und diese auch zu respektieren.“
Ganzheitlicher Ansatz
Mit dem Projekt »Nummer ohne Anruf« möchte Aboudhaq nicht dazu anregen, als ersten Schritt bei Belästigung »NoAs« Nummer herauszugeben. Stattdessen findet die von Belästigung betroffene Person weitere Ratschläge und Beispiele auf der Webseite, was davor unternommen werden kann, um sich von grenzüberschreitenden Situationen zu entfernen. Auch außenstehende Personen erhalten Vorschläge zum richtigen Handeln.
Positive Rückmeldungen
„Feedback habe ich von verschiedensten Personen erhalten; so zum Beispiel auch Nachrichten von Männern, denen durch das Projekt erstmals bewusstwurde, wie facettenreich das Thema Belästigung ist. Das wiederum zeigt mir, dass mehr über das Thema gesprochen wird und dass »NoA« Menschen sensibilisiert“, so Aboudhaq. „Und das ist der Kern des Projekts.“