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Einblicke ins Zentrum für Psychiatrie

Exkursion zum ZfP Reichenau

Studierende des Studiengangs »Soziale Arbeit: Psychische Gesundheit und Sucht« besuchten am 27. Januar unter Leitung von Prof. Dr. Tobias Staiger das Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Reichenau, um mehr über die Rolle der Sozialen Arbeit in der forensischen Psychiatrie zu erfahren. Vor Ort wurde die Gruppe vom medizinischen Direktor der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie PD Dr. med. Jan Bulla sowie von Peter Reutter – Sozialarbeiter auf der Psychotherapiestation 71 und Mitglied im Prüfungsausschuss an der DHBW Villingen-Schwenningen – begrüßt. Im Gespräch stellte er die Bedeutung der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie heraus.

Im Maßregelvollzug einer psychiatrischen Forensik werden psychisch erkrankte oder suchterkrankte Straftäter*innen untergebracht, die zum Zeitpunkt der Tat nicht oder nicht vollständig schuldfähig waren. Ziele des sogenannten Maßregelvollzugs sind die Besserung und Sicherung dieser Menschen. Soziale Arbeit nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, indem sie in den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Finanzen und Freizeit zu einer Resozialisierung der Menschen beiträgt. Während des Aufenthaltes bot sich den Studierenden die Möglichkeit, verschiedene Stationen der forensischen Psychiatrie zu besuchen und dabei auch die Gelegenheit, mit Patient*innen ins Gespräch zu kommen: „Es war schon ein Schlag, hier zu landen, aber ich bin als neuer Mensch hier angekommen“, so ein Patient im Gespräch mit den Studierenden.

Abschließend besichtigten die Teilnehmenden der Exkursion das hausinterne Psychiatrie-Museum. Aus aktuellem Anlass des Internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocausts informierten sie sich insbesondere über die Rolle der Psychiatrie im Nationalsozialismus. Auf der Grundlage des »Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« wurden unzählige Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen zwangssterilisiert. Auch 508 Patient*innen aus der 1913 gegründeten »Badischen Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz« fielen der NS-„Euthanasie“ zum Opfer, da sie nach Ansicht der Nationalsozialisten nicht in die „Gesundung des Volkskörpers“ passten. Ein Mahnmal auf dem Gelände des Zentrums für Psychiatrie erinnert an das Verbrechen.

„Die Vergangenheit muss uns daher auch lehren, gegen Diskriminierungen in der Zukunft einzutreten“, so Prof. Staiger. „Obwohl der Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft auf eine immer größere Akzeptanz trifft,“ führt Staiger weiter aus, „ist insbesondere der Aufenthalt in der stationären und forensischen Psychiatrie nach wie vor mit negativen Attributen verbunden, die oftmals eine dauerhafte Stigmatisierung der Patient*innen zur Folge haben. Problematisch ist dabei, dass in den Medien psychische Erkrankungen zum Teil einseitig mit Gewalttaten verknüpft werden und damit ein verschobenes Bild in der Öffentlichkeit entsteht. Soziale Arbeit ist hingegen gefordert, auch denjenigen Menschen Hilfen zur Alltagsbewältigung anzubieten, die auf gesellschaftliche Abwege geraten sind, um ihnen damit eine neue Chance zu ermöglichen.“

(Studierende besuchen mit Studiengangsleiter Prof. Staiger im Zuge einer Exkursion das ZfP Reichenau, Bild: DHBW Villingen-Schwennigen)